Der Opus Award 2018 in der Kategorie “Production Design – Tournee” ging an Milky Chance mit ihrer „The Blossom Tour“. Als verantwortlichter Lichtdesigner hat JoJo Tillmann maßgeblich zum Erfolg dieser Bühnenshow beigetragen. Im Interview berichtet er von den Herausforderungen und Besonderheiten bei der Realisierung der Lichteffekte für die Tournee. Wer sich übrigens für den Opus Award 2019 bewerben möchte, hat jetzt noch die Chance dafür. Noch bis zum 18. November können kreative Umsetzungen eingereicht werden. Erfahren Sie hier mehr zu dem Thema.
1. Sie sind als erfolgreicher Lichtkünstler Gewinner des Opus-Awards in der Kategorie “Production Design – Tournee” – hätten Sie damit gerechnet?
JoJo Tillmann: Ich denke, mit einem Preis rechnete man nicht in dem Moment, in dem man konzentriert und mit Herzblut an einem Projekt arbeitet. Aber wenn man das auf diese Weise tut – ganz unabhängig wie groß oder klein die Aufgabenstellung ist, dann erreicht man sein Bestes, und das kann dann in jedem Fall auch einen Preis verdienen.
2. Was ist das besondere am Bühnen- und Lichtdesign „The Blossom Tour“?
JoJo Tillmann: Ganz sicher ist zunächst mal wichtig, dass ich hier auf eines der Projekte getroffen bin, bei dem alles stimmt – Die Zusammenarbeit, die Vibes der Band, die Musik, die Freiheit seine Ideen auch umsetzen zu dürfen. Und so, und vielleicht nur so, kommt dann ein Ergebnis zustande, bei dem Musik, Bühne, Licht so ineinander greifen, dass alles in einander verschmilzt.
Ganz speziell sind hier die Farben, um einen Aspekt raus zu picken. Die beziehen sich ganz stark auf die Musik und auch die Musiker selbst. Ich habe eigentlich nie vorher so farblich vielfältig gearbeitet wie hier, aber das ergab sich ganz automatisch. Und natürlich entstand auch aus der Anforderung, mit einer relativ kleinen Produktion auf Welttournee zu gehen, ein
ungewöhnliches Bühnendesign. Die Frage “Was ist möglich, wenn überhaupt nicht alles möglich ist?” erfordert viel mehr Gedanken, als eine Produktion mit relativ offenen Parametern – aber gerade so entsteht vielleicht immer das Besondere.
3. Sie hatten für die Show nur ein limitiertes Budget zur Verfügung. Welche Schwierigkeiten haben sich daraus ergeben?
JoJo Tillmann: Vielleicht nicht eine totale Materialschlacht mit z.B Pyro-Batallionen inszenieren zu können? Nein, im Ernst: Ich würde das nicht als Schwierigkeit bezeichnen, sondern einfach als Aufgabe die eine Lösung braucht. So hadert man nicht mit dem Umstand, sondern geht konstruktiv damit um. Und ein Limit gibt es ja eigentlich in jedem Projekt. Das ist für die meisten von uns alltäglich.
4. Wie lange hat es gedauert, bis Sie von der Grundidee beim fertigen Bühnen- und Lichtdesign angelangt sind?
JoJo Tillmann: In diesem Fall möchte ich das als Prozess über mehrere Monate bezeichnen, den ich nicht genau zeitlich umreißen kann. So kann ich zeitlich keinen genauen Anfangs- und keinen Endpunkt setzen.
5. Sie gelten als feste Größe im deutschen sowie im internationalen Tourneegeschäft. Was war der Höhepunkt in Ihrer bisherigen Arbeit?
JoJo Tillmann: Nicht falsch verstehen, ich möchte nicht diesen Moment hier relativieren – ich freue mich sehr über die Auszeichnung! Aber für mich verlaufen grundsätzlich die Dinge nicht in Höhen und dann vielleicht in den entsprechenden Tiefpunkten. Alles fließt. Auch die Arbeit. Und ich gehe mit. Und so vieles ist schön, dass ich die guten Momente, die Erfolge, die Glücksgefühle nicht aneinander messen möchte. Auf diese Weise gehe ich jede neue Zusammenarbeit auch mit dem gleichen Grundgefühl an – und denke nicht, dass die besten Momente schon hinter mir liegen.
6. Die Prolight + Sound ist die Messe für Veranstaltungstechnik, welche jährlich stattfindet. Welchen Stellenwert hat diese für Sie?
JoJo Tillmann: Einen hohen – vor allem wenn es um Kontakte geht. Hier trifft man Kollegen, die man sonst nicht oft sieht. Ich könnte mir jedoch innerhalb der Prolight + Sound auch einen eigenen experimentellen Raum vorstellen, in dem man Ideen und Wissen austauschen und gemeinsam Projekte entwickeln kann. Dann wäre dort vielleicht auch Raum dafür, Konkurrenzdenken beiseite zu lassen, und sich gegenseitig zu inspirieren.
Bilder: © Anthony Molina