Der Opus Award gehört seit Jahren fest zum Rahmenprogramm der Prolight + Sound. In diesem Jahr werden gleich zwei Projekte mit dem „Opus – Deutscher Bühnenpreis“ geehrt. Die Preisträger in diesem Jahr könnten nicht unterschiedlicher sein, doch sind beide auf Ihre Weise mit den Herausforderungen der Corona-Krise kreativ umgegangen.
„Dionysos Stadt Open Air“: Kultur trotzt allen Einschränkungen
Der erste Gewinner des Opus ist das „Dionysos Stadt Open Air“, welches im Sommer 2021 mit viel Mut und einer beeindruckenden Kulisse Kunst- und Kulturerlebnisse für ein größeres Publikum unter der Einhaltung aller Restriktionen möglich gemacht hat.
Theatermarathon unter Corona-Bedingungen
In einem fast zehnstündigen Theatermarathon, der den Bogen der Götter-, Helden- und Menschheitsgeschichte von Zeus und Prometheus über Achill, Helena, Kassandra und Elektra bis ins Heute spannt, konnten die Zuschauer endlich wieder Kultur erleben. Im Kaiserlei-Viertel zwischen Frankfurt und Offenbach begeisterte der Regisseur Christopher Rupien mit einer extra an das spektakuläre Freilicht-Logentheater „Sommerbau“ angepassten Version der vielfach ausgezeichneten Inszenierung der Münchner Kammerspiele. Initiiert und produziert wurde das Stück vom Frankfurter Künstlerhaus Mousonturm.
Das beeindruckende Ambiente dieser temporären Spielstätte, entworfen von der Architekt*innen- und Künstler*innengruppe „raumlaborberlin“, ermöglichte größere Publikumsveranstaltungen unter strengen Hygiene-Auflagen. Im mit geometrischen Formen erschaffenen Rundbau mit sechs Ecken und drei mächtigen Seitenflügeln, fanden rund 350 Zuschauer*innen Platz. Für 200 standen überdachte 2er-Logen auf drei Etagen zu Verfügung. In der Mitte ließen sie eine große, über 25 Meter durchmessende Arena entstehen.
Aufwendige Inszenierung über mehrere Stunden
Da es sich bei diesem Sommerbau um eine Open Air Arena handelt, bei der kein Schnürboden zur Verfügung stand, wurde ein Kran in die Inszenierung eingebunden, um beispielsweise den Käfig Prometheus hinabzulassen bzw. emporzuziehen.
Eine weitere Herausforderung des zehnstündigen Marathons war, dass Lichtstimmungen erst in den späten Abendstunden realisiert werden konnten, so lag es vorrangig in der Verantwortung der Akteure auf der Bühne, das Publikum über viele Stunden dieser Mammut-Inszenierung bei Begeisterung zu halten, was Ihnen auch eindrucksvoll gelang.
Der Mut zur Errichtung der temporären Spielstätte sowie die Auswahl des herausfordernden Stoffes haben ein außergewöhnliches Gesamterlebnis unter herausfordernden Umständen ermöglicht, welches sich am Ende ausgezahlt hat.
Augmented Reality – Ein neuer Weg zum Auftritt
Ein technisches Neuland haben die Schöpfer des Projektes „Woodkid @ ZDF Magazin Royal“ betreten, die aus der Not eine Tugend machten und ein völlig neues Augmented Reality Erlebnis schaffte.
Augmented-Reality-Version von Woodkid
Als Folge eines Lockdowns im Corona-Winter 2020 in Paris konnte der Künstler Woodkid nicht zu einem Auftritt bei ZDF Magazin Royale nach Köln reisen. So entschieden sich die Verantwortlichen zu einer hochkomplexen und bislang nie dagewesenen Lösung des Problems.
Mittels Fotogrammetrie-Prozesses ist es gelungen, eine Augmented-Reality-Version des Künstlers Woodkid, für einen gemeinsamen Auftritt mit dem Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld im Studio erscheinen zu lassen. Dazu wurde der Künstler in einem Studio in Frankreich mit unzähligen Kameras gefilmt. Im Nachgang wurde sein Körper dann Bild für Bild als 3D Modell rekonstruiert, welches mit Hilfe von Augmented-Reality in das Studio in Deutschland platziert wurde.
Herausforderung Synchronisation der Lichtstimmung
Die eigentliche Herausforderung bestand in der minutiösen Synchronisation der Lichtstimmung zwischen dem Studiobild und der virtuellen Unreal-Umgebung. Dadurch konnte für den Zuschauer*in eine perfekte Immersion entstehen, welches von einem realen Zusammenspiel am gleichen Ort kaum zu unterscheiden ist.
Die Jury lobt hier den beispielhaften Ansatz, den Anschein eines Live-Auftrittes eines internationalen Künstlers zu Pandemiezeiten perfekt zu machen. Zukünftig könnte dies eine Möglichkeit sein, musikalische Performances zu konservieren und im digitalen Raum zu rekreieren.
Dieses außergewöhnliche TV-Ereignis wurde von der Jury mit dem neu geschaffenen „Opus AVantgard“ ausgezeichnet. Dieser Preis prämiert Arbeiten abseits der klassischen Bühnendarbietung, die aktuelle technologische oder inszenatorische Trends auf zukunftsweisende Art abbilden.
20 Jahre Opus Award auf der Prolight + Sound
Der „Opus – Deutscher Bühnenpreis“ ehrt bereits seit 20 Jahren herausragende Bühnenprojekte und wird bereits seit 2002 jährlich im Rahmen der Prolight + Sound verliehen. Eine Jury von Branchenexperten aus Wirtschaft, Verbänden, Fachpublikationen sowie Vertretern der Messe Frankfurt würdigt neue, herausragende Ansätze des kreativen Einsatzes von Technik. Träger des nicht-dotierten Ehrenpreises sind der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik (VPLT), der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC) und die Messe Frankfurt GmbH.
Bilder: ZDF, Jörg Baumann