[Update] Erfolgreiche Premiere der Prolight + Sound BIZLounge

Das erste digitale Format der Prolight + Sound am 13. April ist erfolg- und erkenntnisreich zu Ende gegangen. Die Event-Industrie positioniert sich als Partner bei der Virus-Eindämmung. Das Fazit: Eine Wiederaufnahme des Veranstaltungsbetriebs ist möglich, wenn alle Erfordernisse des Hygiene- und Infektionsschutzes berücksichtigt und Events so zu einem sicheren Raum für Besucher werden. Darüber hinaus beleuchteten internationale Experten brennende Fragestellungen rund um Brexit-Auswirkungen, Nachhaltigkeit sowie Ausbildung in Corona-Zeiten.

Trotz des coronabedingten Ausfalls der Prolight + Sound hat sich die Branche auf der BIZLounge im digitalen Raum zu einem ungemein wichtigen Gedankenaustausch zusammengefunden. Die Event-Industrie hat gezeigt, dass sie an einem Strang ziehen kann, wenn es darum geht, Lösungen für den Weg aus der Krise zu finden und dabei wichtige Zukunftsziele nicht aus den Augen zu verlieren. Wir freuen uns sehr über die erkenntnisreichen Diskussionen mit hochkarätigen Experten – und auch über die vielen internationalen Teilnehmer, die das Programm von zuhause aus verfolgt und mit ihren Fragen bereichert haben
Mira Wölfel, Director Prolight + Sound

„Manifest Restart“: Fahrplan für die Rückkehr zum Kulturbetrieb

Prolight + Sound BIZLounge ProgrammZentraler Diskussionspunkt auf der Prolight + Sound BIZLounge war der Neustart der Branche unter den veränderten Bedingungen der Pandemie. Mitglieder des „Forum Veranstaltungswirtschaft“, eine Allianz maßgeblicher Wirtschaftsverbände, gaben auf der Prolight + Sound BIZLounge einen Überblick über das „Manifest Restart“, einem Fahrplan für eine schrittweise Rückkehr zum Kulturbetrieb. Die umfangreichen Genehmigungsmatrix enthält einen progressiven Stufenplan und Formulierungsvorschläge für einheitliche Verordnungen. Außerdem ist darin veranschaulicht, welche Auswirkungen die Anwendung einzelner Maßnahmenpakete auf die maximal zulässige Auslastung von Veranstaltungsstätten haben kann. Die Veranstaltungsindustrie positioniert sich so als zuverlässiger Partner in der Bekämpfung der Pandemie.

Vorbild Niederlande: Umfangreiche Testungen wichtiger Schlüssel

Die zentrale These des Neustarts ist die Forcierung eines Restarts unter strengen Auflagen. Dies sei aus kultureller und ökonomischer Sicht vorteilhaft, denn die die Durchführung von Veranstaltungen könne eine positive Auswirkung auf die epidemiologische Gesamtlage haben.

Die Durchführungen von Testungen vor Events sei ein wichtiger Schlüssel, um infizierte Personen zu identifizieren und eine weitere Verbreitung des Virus im privaten und beruflichen Kontext zu verhindern. Auch die Ansteckungsgefahr bei Events mit strengem Hygienekonzept sei geringer als bei einem unkontrollierten Zusammenkommen, das sich der behördlichen Aufsicht entzieht.

Vorbild für dieses Modell sind unter anderem die Niederlande. Hier ist in den vergangenen Wochen bereits das geringe Risiko von Veranstaltungen mit konsequentem Testkonzept nachgewiesen worden. Auch die Entwicklung neuer Tests, die schnellere Ergebnisse lieferten und für die Probanden angenehmer seien, sorgen für Optimismus in der Branche.

Brexit-Auswirkungen erst nach Pandemie wirklich spürbar

Neben den Auswirkungen der Pandemie war der Brexit eines der weiteren Schwerpunktthemen auf der Prolight + Sound BIZLounge. Ein Panel aus Vertretern der Branchenverbände VPLT (Deutschland), PLASA (UK) sowie PEARLE (EU) beleuchtete die unmittelbaren Effekte des Austritts von Großbritannien aus der Europäischen Union. Dabei kamen unter anderem die Notwendigkeit von Zollerklärungen, unterschiedliche Kennzeichnungspflichten für technische Produkte (CE vs. UKCE) sowie der hohe bürokratische Aufwand bei der Visa-Beantragung zur Sprache. Die Diskutanten waren sich einig, dass die Auswirkungen des Brexit erst dann wirklich spürbar werden, wenn die pandemiebedingten Reisebeschränkungen wieder aufgehoben seien.

Vor allem die Kabotage-Bestimmungen würden die Branche vor Herausforderungen stellen und deutlich negativen Einfluss auf das Touring Business haben. Grund hierfür ist unter anderem, dass nach Betreten des Festlandes nur noch zwei Transportdienstleistungen eines UK-basierten Fahrzeugs möglich sind, bevor dieses wieder nach Großbritannien zurückkehren muss – und umgekehrt. Das Panel bemängelte, dass die Verhandlungsparteien keine ausreichende Rücksicht auf die operative Realität in der Veranstaltungswirtschaft genommen hätten. Ausnahmen für den Kulturbetrieb, sowohl im Transportwesen als auch bei der Visa-Vergabe seien nun das Ziel, um nach der Pandemie auch mit dem Tour-Betrieb wieder starten zu können.

Die Zukunft der Branche ist grün

Prolight + Sound BIZLounge„Grüne Events“ müssen nicht notwendigerweise mit mehr Kostenaufwand einhergehen. Dies ist das Ergebnis des dritten Panels der Prolight + Sound BIZLounge, das sich mit Nachhaltigkeit in der Event-Industrie beschäftigte. Die Teilnehmer, bestehend aus Vertretern des EVVC, der European Music Council sowie der UFI Sustainable Development Working Group, forderten, dass die Branche den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit aktiv vorantreiben.

Im Zentrum stand ein breit gefassten Nachhaltigkeitsbegriff, der ökologische, soziale und kulturelle Aspekte berücksichtigt. Eine nachhaltige Event-Branche setze sich somit aus unterschiedlichen Bereichen zusammen. Durch verringerten Energieverbrauch, optimierte Transportlogistik oder auch den Verzicht auf Fleisch im Catering könnten Branchenteilnehmer sowohl Geld sparen als auch einen Beitrag für die Umwelt leisten. Darüber hinaus müsse die Veranstaltungsindustrie unter anderem der Marktkonzentration und dem damit einhergehenden Verlust der Vielfalt auf dem Veranstaltungssektor entgegenwirken sowie sich für Diversity und Gender-Gerechtigkeit engagieren.

Rechtssicherheit durch neue ER-Ökodesign-Richtlinie

Christian Allabauer von der österreichischen theatertechnischen Gesellschaft (OeTHG) stellte zudem die Auswirkungen der neuen EU-Ökodesign-Richtlinie auf die Theater- und Event-Industrie vor. Die Ökodesign-Richtlinie ist im März in Kraft getreten und wird in Deutschland in das Energieverbrauchsrelevante-Produkte-Gesetz (EVPG) integriert.

Allabauer erläuterte, dass die Richtlinie Rechtssicherheit geschaffen habe, welche Leuchtmittel zukünftig verwendet werden dürfen, und forderte die Industrie auf, auf dieser Grundlage die Verantwortung für nachhaltiges Handeln zu tragen. Dies könne beispielsweise durch den bewussten Einsatz möglichst energieeffizienter Lösungen unter Berücksichtigung des benötigten Lichtspektrums, konsequente Abschaltung nicht verwendeten Equipments sowie durch die Verwendung austauschbarer bzw. reparierbarer Lichtquellen und Recycling gelingen. Darüber hinaus müssten sich Branchenakteure aktiv über technologische Entwicklungen auf dem Laufenden halten.

Erfolgreiche Ausbildung von Event Professionals trotz Pandemie gewährleistet

Vertreter des VPLT sowie unterschiedlicher Bildungseinrichtungen sehen die erfolgreiche Ausbildung von Event Professionals auch während der Pandemie gewährleistet. Zwar müssten sich Studenten und Auszubildende sowie Bildungseinrichtungen ungewohnten Herausforderungen stellen, doch biete die Situationen auch Chancen. Größte Herausforderung sei es, praktische Erfahrungen zu vermitteln, wenn aktuell kaum Veranstaltungen stattfinden können. Jedoch bieten hybriden Events, virtuelle Produktionen sowie die Konzeption und Umsetzung von Sicherheits- und Hygienekonzepten deutliche Chancen für Brancheneinsteiger. Zudem steigere die aktuelle Situation die Krisenkompetenz der Studierenden und Auszubildenden.

Nicht nur Remote Learning, das die Vermittlung theoretische Grundlagen gewährleiste, auch die digitale Transformation haben – und hatten bereits vor der Pandemie – Auswirkung auf Art und Weise wie Wissen in den Bildungseinrichtungen vermittelt werde. Ein entscheidender Faktor könne lebenslanges Lernen in Kombination mit dem System der so genannten „Micro Credentials“ sein. Der Begriff beschreibt kleinteilige, europaweit zertifizierte und anerkannte Lerninhalte, die den schnelleren Zugang zu Fort- und Weiterbildung ermöglichen sollen.

Vorzeigeprojekte im Rampenlicht

Den Abschluss der Prolight + Sound BIZLounge bildete die Verleihung zweier renommierter Branchen-Awards. Der „Sinus – Systems Integration Award“ ehrte die „Osram – World of Light“ in München. Siegerprojekt des „Opus – Deutscher Bühnenpreis“ war die Inszenierung von Giuseppe Verdis „Rigoletto“ an der Seebühne Bregenz. In diesem Zusammenhang gab Sanela Kolb, Leiterin des Projekts „Neustart Kultur“, einen Überblick über Förderprogramme, die durch die DTHG betreut werden. Auch zukünftig möchte die Prolight + Sound die Entertainment Technology Branche auf digitalem Wege über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden halten.

Die nächste Ausgabe der BIZLounge ist für den 14. Juni 2021 geplant. Die nächste Prolight + Sound in Frankfurt öffnet vom 26. bis 29. April 2022. Alle weiteren Information sind unter www.prolight-sound.com zu finden.

Alle Panels noch einmal ansehen

Bilder: Paul Wasserman (oben), Aliaksei, Mathias Kutt

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