Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt uns bereits täglich im Alltag. Große Veranstaltungen wie Festivals, mit teilweise Hunderttausenden Besuchern, gehören jedoch nicht zu den Dingen, die einem zu dem Thema als erstes einfallen. Die Vorstellung von Camping und Musik lässt einen an die Hippieabenteuer früherer Zeiten denken. Tatsächlich sieht die Realität jedoch eher düster aus: Das Festival ist vorbei, zurück bleiben leere Raviolidosen, kaputte Zelte, für dessen Abbau man nach mehreren Tagen Dauerfeiern einfach zu faul ist, Zigarettenstummel, Einmal-Grill, Plastiktüten und vieles mehr. Dazu kommt der Müll: Beispielsweise fielen beim Wacken Open Air 2019 über 590 Tonnen Müll an. Das sind bei 75.000 Besuchern 7,87 kg Müll pro Person. Dies ist Rekord im Vergleich zu anderen Musikveranstaltungen. Durchschnittlich verbraucht eine Person in Deutschland ca. 2,48 kg Müll, in einem vergleichbaren Zeitraum von vier Tagen. Doch können auch Festivals nachhaltig sein?”
Neue nachhaltige Wege in diesem Jahr
Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause können am Pfingstwochenende auch die deutschen OpenAir Festivals „Rock am Ring“ und „Rock im Park“ endlich wieder stattfinden.
Oft werden bei Festivals billige Pavillons aufgebaut, die bei der ersten Windböe zusammenfallen. Besser wäre die Anschaffung von höherwertigen Pop-Up Zelten und Pavillons, die robuster und leichter aufzubauen und zu transportieren sind.

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Beim Festival „Rock am Ring“ wollen die ökologischen Initiativen „tentation“ und „Utopia“ die von den vielen Besuchern nicht mehr benötigten und zurückgelassenen Zelte zu Jacken, Taschen und Rucksäcken umfunktionieren. Mehrere Sammelstellen wird es dafür auf dem Nürburgring in der Eifel geben.
Durch diese Art des Upcyclings entstehen zusätzlich regionale, faire Arbeitsplätze, so der Veranstalter. Der dadurch erzielte Gewinn soll dann in ökologische und soziale Projekte fließen.
Besucher, deren Zelt während des Festivals kaputtgeht, können es in einem Reparaturservice vor Ort reparieren lassen. Zudem wird es spezielle Mietzelte im Festival-Design geben, die man nach Ende des Festivals als Erinnerung mitnehmen kann.
Ökologische Abfalltrennung im Schichtbetrieb
Die rund 90.000 erwarteten Zuschauer des Festivals produzieren natürlich auch eine große Menge an Abfall. Jeder Besucher wird bei Betreten des Festivalgeländes mit Müllsäcken ausgestattet.
Auf der Campingfläche wird es Recyclingstationen geben, wo eine ökologische Abfalltrennung möglich sein wird. Mitarbeiter im Schichtbetrieb werden diese überwachen. Der abgeholte Müll wird dann nochmals maschinell sortiert.
Im Gastrobereich werden nur noch Mehrwegbecher, -geschirr sowie Besteck mit Pfand herausgegeben. Die Mitnahme von Einwegplastik wird auf dem gesamten Infield verboten sein.

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Hinzu kommen über das Gelände verteilt kostenlose Wasserspender für die Besucher.
Der auf dem Gelände temporär errichtete „Lidl Markt“ wird seine Produkte in Verpackungen mit weniger Kunststoff anbieten, diese sind mit dem “verantwortlicher verpackt”-Logo gekennzeichnet.
Taschenaschenbecher gegen Zigarettenstummel in den Dünen
Bei kleineren Festivals wie dem Rock’n’Roll Butterfahrt Festival von Helgoland haben dieses Konzept schon länger. So wird auch hier der Müll getrennt, Pfandartikel werden aussortiert und gespendet und an die Raucher werden kleine Taschenaschenbecher verteilt, um die Dünen frei von Zigarettenstummeln zu halten. Dies wäre auch für große Festivals wie „Rock am Ring“ und „Rock im Park“ denkbar.
Klimaschutz fängt schon beim Essen an
Viele Festivalbesucher würden sich weiterhin über ein veganes Essensangebot auf dem Festgelände freuen. Beim Coachella Festival, dem Trendsetter in Sachen veganer Ernährung, ist es zum Beispiel leichter einen grünen Smoothie zu kaufen als eine Cola light. Das Angebot reicht von veganem Eis, Burgern bis zum Salat und weiteren Gerichten mit Fleischersatz.
Aber selbst, wenn es auf dem besuchten Festival kein veganes Angebot gibt, die allseits beliebten Pommes Frites haben schon so manchen vor dem Hunger gerettet. Und evtl. gibt es auch den ein oder anderen Stand mit asiatischen Speisen, die meist fleischlos sind.
CO2 sparend zum Festival
Ein letzter und nicht außer Acht zu lassender Punkt ist auch die Anreise zum Event selbst. Der An- und Abreiseverkehr sowie eventuell daraus resultierende Staus sind eine große Belastung für die Umwelt. So werden hier schon große Mengen von CO2 freigesetzt. Es bietet sich an, Fahrgemeinschaften zu bilden oder auf die umweltfreundliche Alternative des ÖPNV zu setzen.