In der Eventbranche wird Nachhaltigkeit immer wichtiger. Es gibt bereits jetzt eine Menge an Checklisten, Normen und Netzwerke, die dabei helfen, Veranstaltungen umweltfreundlicher zu gestalten. Wie genau kann nachhaltiges Eventmanagement also umgesetzt werden?
Nachhaltige Eventplanung nach ISO 20121
Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen umfasst weit mehr als nur das Recycling von Abfällen oder die Reduzierung des Energieverbrauchs. Es geht darum, die gesamte Veranstaltung so zu gestalten, dass sie ökologisch, ökonomisch und sozial verträglich ist. Dies bedeutet, dass man nicht nur die Umweltbelastung minimiert, sondern auch die lokale Gemeinschaft einbezieht und wirtschaftlich nachhaltig agiert.
Ein wesentlicher Bestandteil der nachhaltigen Veranstaltungsplanung ist die ISO Norm 20121. Diese internationale Norm bietet einen umfassenden Rahmen für das Management von Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen. Sie hilft Organisationen, nachhaltige Praktiken in ihre Planungs- und Durchführungsprozesse zu integrieren und kontinuierlich zu verbessern.
Die ISO Norm 20121 wurde 2012 im Vorfeld der Olympischen Spiele in London entwickelt und hat seitdem weltweit an Bedeutung gewonnen. Sie deckt eine Vielzahl von Aspekten ab, von der Auswahl umweltfreundlicher Materialien und Lieferanten über die Energie- und Wassereffizienz bis hin zur sozialen Verantwortung und dem Wohlergehen der beteiligten Gemeinschaften. Durch die Anwendung dieser Norm können Veranstalter sicherstellen, dass ihre Events nicht nur umweltfreundlich, sondern auch sozial verantwortungsbewusst und wirtschaftlich tragfähig sind.
Ökologische Nachhaltigkeit
Die ökologische Säule fokussiert auf die Minimierung der Umweltauswirkungen von Veranstaltungen. Dazu gehört etwa die Reduzierung von Abfall und Emissionen, der Einsatz nachhaltiger Materialien und der sparsame Umgang mit Ressourcen wie Energie und Wasser.
Umsetzungsempfehlungen:
- Regionale und saisonale Produkte bevorzugen: Kurze Transportwege sparen CO2 und unterstützen die lokale Wirtschaft.
- Mehrweg statt Einweg: Verwenden Sie Mehrweggeschirr und -besteck, um Abfall zu vermeiden.
- Energieeffiziente Technik einsetzen: Moderne Geräte verbrauchen weniger Strom und schonen die Umwelt.
- Nachhaltige Mobilität fördern: Bieten Sie Teilnehmern und Mitarbeitern umweltfreundliche Anreisemöglichkeiten.
Ökonomische Nachhaltigkeit
Die ökonomische Säule zielt auf die langfristige wirtschaftliche Tragfähigkeit von Veranstaltungen ab. Dazu gehört die sorgfältige Budgetierung, die Optimierung von Kostenstrukturen und die Erschließung neuer Einnahmequellen.
Umsetzungsempfehlungen:
- Transparente Kostenplanung: Erstellen Sie einen detaillierten Budgetplan und verfolgen Sie die Ausgaben genau.
- Ressourcen effizient nutzen: Vermeiden Sie unnötige Ausgaben und optimieren Sie Prozesse.
- Langfristige Kooperationen eingehen: Fördern Sie langfristige Partnerschaften mit Lieferanten und Dienstleistern.
- Nachhaltige Preisgestaltung: Kalkulieren Sie Preise, die sowohl ökonomisch tragbar als auch für Teilnehmer attraktiv sind.
Soziale Nachhaltigkeit
Die soziale Säule befasst sich mit den sozialen Auswirkungen von Veranstaltungen. Dazu gehört die Schaffung fairer Arbeitsbedingungen, die Förderung von Inklusion und Diversität sowie die Stärkung der lokalen Gemeinschaft.
Umsetzungsempfehlungen:
- Faire Arbeitsbedingungen schaffen: Zahlen Sie Ihren Mitarbeitern einen angemessenen Lohn und bieten Sie gute Arbeitsbedingungen.
- Vielfalt und Inklusion fördern: Achten Sie auf Barrierefreiheit und schaffen Sie eine einladende Atmosphäre für alle Teilnehmer.
- Lokale Unternehmen und Initiativen einbeziehen: Kooperieren Sie mit lokalen Partnern und unterstützen Sie die regionale Wirtschaft.
- Soziales Engagement zeigen: Unterstützen Sie soziale Projekte oder spenden Sie an gemeinnützige Organisationen.
Green Events: Weitere Zertifizierungen und Standards
Es gibt noch eine Vielzahl weiterer verschiedener Zertifikate und Standards, die nachhaltige Veranstaltungen auszeichnen. Hier die wichtigsten:
- Green Globe: Dieses Zertifikat bewertet die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen in der Reise- und Tourismusbranche, einschließlich Eventveranstaltern. Green Globe berücksichtigt verschiedene Kriterien wie Energieeffizienz, Abfallmanagement und nachhaltige Beschaffung. Upcycling kann helfen, viele dieser Kriterien zu erfüllen, indem es den Ressourcenverbrauch minimiert und Abfälle reduziert.
- EMAS (Eco-Management and Audit Scheme): Ein von der EU entwickeltes Instrument, das Unternehmen dabei unterstützt, ihre Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern. EMAS-zertifizierte Organisationen verpflichten sich zu einem systematischen Umweltmanagement, das auch Upcycling-Praktiken einschließt.
- A Greener Festival Award: Diese Auszeichnung wird an Festivals und Veranstaltungen verliehen, die herausragende Maßnahmen zur Reduzierung ihres ökologischen Fußabdrucks ergriffen haben. Upcycling von Materialien ist ein wichtiger Aspekt, der bei der Bewertung berücksichtigt wird.
- Nachhaltigkeitszertifikat EventBranche Deutschland (EBD): Dieses Zertifikat wird vom Verband der Deutschen Veranstaltungsindustrie (EBD) vergeben und zeichnet Veranstaltungen nach einem umfassenden Kriterienkatalog aus, der alle Bereiche der Nachhaltigkeit abdeckt. Upcycling-Praktiken können bei der Bewertung des Zertifikats positiv berücksichtigt werden.
- Umweltbewusste Planung: Tipps zur Reduzierung von Abfall und Energieverbrauch.
- Nachhaltige Materialwahl: Empfehlungen für den Einsatz von recycelten und wiederverwendbaren Materialien.
- Energieeffizienz: Strategien zur Nutzung erneuerbarer Energien und effizienter Energienutzung.
- Bildung und Bewusstsein: Maßnahmen zur Sensibilisierung der Teilnehmer für Umweltfragen und Nachhaltigkeit.
SFN bietet wertvolle Ressourcen und Unterstützung, um Veranstaltungen nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch attraktiver und innovativer zu gestalten. Weitere Informationen und detaillierte Leitfäden finden Sie auf der SFN-Website.
Das richtige Marketing für nachhaltige Events
Die nachhaltigen Aspekte eines Events sollten klar und effektiv kommuniziert werden, um das Bewusstsein und Engagement der Teilnehmer zu fördern. Mit einem rundum auf Nachhaltigkeit bedachten Event stechen Veranstalter zum jetzigen Zeitpunkt definitiv aus der Menge heraus – sofern auch dahinter steckt, was nach außen hin kommuniziert wird. Ein paar grundlegende Aspekte um dies zu erreichen sind:
- Frühzeitige und kontinuierliche Kommunikation ist entscheidend. Beginnen Sie frühzeitig mit der Kommunikation der nachhaltigen Ziele und Maßnahmen Ihres Events. Nutzen Sie dafür alle verfügbaren Kanäle wie Ihre Website, Newsletter, Social Media und Pressemitteilungen. Halten Sie die Teilnehmer regelmäßig über Fortschritte und Highlights auf dem Laufenden. Diese kontinuierliche Information hilft, das Interesse der Teilnehmer zu wecken und aufrechtzuerhalten.
- Storytelling spielt eine zentrale Rolle. Erzählen Sie die Geschichten hinter Ihren nachhaltigen Maßnahmen und Projekten. Erklären Sie, warum Sie sich für bestimmte Upcycling-Projekte entschieden haben und welchen positiven Einfluss diese auf die Umwelt und die Gemeinschaft haben. Authentische Geschichten können eine starke emotionale Verbindung schaffen und das Engagement der Teilnehmer erhöhen. Durch Geschichten wird die Nachhaltigkeit greifbarer und inspirierender.
- Social Media ist ein mächtiges Werkzeug, um Ihre nachhaltigen Initiativen zu präsentieren. Nutzen Sie Plattformen wie Instagram, Facebook, Twitter und LinkedIn, um ansprechende Bilder und Videos der kreativen Upcycling-Lösungen zu teilen. Ermutigen Sie die Teilnehmer, ihre eigenen Erfahrungen und Beiträge mit speziellen Hashtags zu teilen. Dies schafft eine Community rund um Ihr Event und verstärkt die Reichweite Ihrer Botschaften.
- Interaktive Inhalte wie Umfragen, Quizze und Challenges können das Bewusstsein für Nachhaltigkeit fördern. Beispielsweise könnten Sie eine Challenge starten, bei der die Teilnehmer ihre besten Upcycling-Ideen einreichen und die kreativsten Vorschläge prämieren. Solche interaktiven Elemente machen das Thema Nachhaltigkeit lebendig und regen zur aktiven Beteiligung an.
- Green Marketing-Materialien sind ein weiterer wichtiger Aspekt. Verwenden Sie umweltfreundliche Materialien für Ihre Marketing- und Kommunikationsmittel. Dies könnte recyceltes Papier für gedruckte Materialien oder digitale Alternativen anstelle von physischen Produkten sein. Achten Sie darauf, dass Ihre nachhaltigen Botschaften auch in den Marketingmaterialien sichtbar sind, um ein konsistentes Nachhaltigkeitsbild zu vermitteln.
- Transparenz und Offenheit über Ihre Nachhaltigkeitsbemühungen, einschließlich der Herausforderungen und Erfolge, sind essenziell. Teilen Sie konkrete Daten und Fakten, um die Wirkung Ihrer Maßnahmen zu belegen. Dies kann das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit erhöhen. Offenheit zeigt, dass Sie ernsthaft an nachhaltiger Veränderung arbeiten und bereit sind, Ihre Fortschritte und auch Rückschläge zu teilen.
- Partnerschaften und Kooperationen mit nachhaltigen Marken und Organisationen können Ihre Botschaften verstärken. Diese Partnerschaften können zusätzliche Reichweite und Glaubwürdigkeit bieten. Gemeinsame Initiativen und Co-Marketing-Aktivitäten können die Sichtbarkeit und den Einfluss Ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen erheblich steigern.
- Vor-Ort-Kommunikation während des Events ist ebenso wichtig. Nutzen Sie verschiedene Kommunikationsmittel, um die Teilnehmer über Ihre nachhaltigen Maßnahmen zu informieren. Dies könnte durch Beschilderungen, Informationsstände, Durchsagen und interaktive Displays erfolgen. Solche Maßnahmen stellen sicher, dass die Teilnehmer während des gesamten Events kontinuierlich an die nachhaltigen Aspekte erinnert werden und deren Bedeutung erkennen.
Leitfaden des Bundesministeriums für Umwelt
Ein weiterer wertvoller Leitfaden für die Planung nachhaltiger Events ist der “Leitfaden für die nachhaltige Organisation von Veranstaltungen” des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Dieser Leitfaden bietet umfassende Strategien und Best Practices für die umweltfreundliche Gestaltung von Veranstaltungen. Hier sind einige der wichtigsten Punkte:
- Energieeinsparung: Optimierung der Energieeffizienz durch den Einsatz moderner Technologien und die Nutzung erneuerbarer Energien. Beispielsweise können LED-Beleuchtung und energieeffiziente Geräte den Energieverbrauch erheblich senken.
- Abfallmanagement: Implementierung von Strategien zur Reduzierung, Wiederverwendung und Recycling von Abfällen. Der Leitfaden empfiehlt, Abfallvermeidung von Anfang an in die Eventplanung zu integrieren, zum Beispiel durch die Verwendung von Mehrweggeschirr und -besteck.
- Nachhaltige Beschaffung: Auswahl umweltfreundlicher Materialien und Produkte, um die ökologischen Auswirkungen zu minimieren. Dies schließt die Verwendung von recycelten und wiederverwendbaren Materialien für Dekorationen und Ausstattungen ein.
- Mobilität: Förderung umweltfreundlicher Transportmöglichkeiten für Teilnehmer und Material. Der Einsatz von Shuttle-Bussen, Fahrgemeinschaften und die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs sind wichtige Maßnahmen.
- Bildung und Kommunikation: Sensibilisierung der Teilnehmer und Mitarbeiter für Nachhaltigkeit durch gezielte Informations- und Bildungsmaßnahmen. Dies kann durch Workshops, Informationsstände und Kommunikationskampagnen erreicht werden.
Der BMU-Leitfaden enthält auch detaillierte Checklisten, die Veranstaltern helfen, alle Aspekte der Nachhaltigkeit systematisch zu berücksichtigen und umzusetzen. Diese Checklisten bieten praktische Anleitungen und konkrete Maßnahmen, die leicht in die Eventplanung integriert werden können. Weitere Informationen und die Checklisten finden Sie im Leitfaden für die nachhaltige Organisation von Veranstaltungen und den interaktiven Checklisten.
Mobilität – Umweltschonende An- und Abreise von Besuchern
Die Veranstaltungsbranche steht vor einer großen Herausforderung: die Reduktion von CO2-Emissionen, insbesondere bei der An- und Abreise des Publikums. Das Projekt TICKET TO RIDE, initiiert von The Changency und Crowd Impact, zeigt eindrucksvoll, wie dies gelingen kann.
Die Initiatoren von TICKET TO RIDE verfolgen eine klare Vision: Eine nachhaltigere und gerechtere Welt durch umweltfreundliche Mobilität bei Großveranstaltungen. Ziel des Projekts ist es, das Bewusstsein für nachhaltige Anreiseoptionen zu schärfen und konkrete Maßnahmen zur CO2-Reduktion umzusetzen.