Wann entsteht ein Fußgängerstau? Wie wird daraus ein Gedränge und ab wann ist es lebensgefährlich? Was können Besucher von Großveranstaltungen tun, um sich selbst nicht in Gefahr zu bringen und eine Katastrophe wie zur Loveparade in Duisburg 2010 zu vermeiden? Sicherheit auf Großveranstaltungen wurde auf der 1st International Event Safety Conference (I-ESC) im Rahmen der Prolight + Sound 2013 ausführlich diskutiert und wird auch auf der kommenden Messe erneut aufgegriffen. Am 12. März 2014 findet von 11 bis 18 Uhr die zweite I-ESC im Eventplaza der Messe Frankfurt statt.
BaSiGo: Großveranstaltungen, die sicher sind
Eventmanager, Stadtverwaltungen und selbst die Bundesregierung wissen um die Wichtigkeit dieses Themas. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert aktuell das Projekt „BaSiGo – Bausteine für die Sicherheit von Großveranstaltungen“, an dem sich auch das Forschungszentrum Jülich beteiligt. Im Juni 2013 haben die Mitarbeiter ein viertägiges Experiment in Düsseldorf durchgeführt, bei dem die Laufwege großer Menschenmengen auf engstem Raum aufgezeichnet wurden. Stefan Holl, der die Experimente in Düsseldorf mit organisiert hat, zum Ziel des Projektes: „Die Aufzeichnungen können helfen, kritische Situationen bereits im Vorfeld zu erkennen und bei der Entscheidung über die notwendigen Maßnahmen unterstützen.“ Holl weiß aber auch, dass solchen Simulationen niemals blind vertraut werden sollte. Jede Veranstaltung weise ein eigenes Risikoprofil auf. „Die Sicherheit bei Großveranstaltungen muss als ein komplexes System verstanden werden, in welchem neben der hohen Personendichte weitere Aspekte wie die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Akteuren, die räumlichen Randbedingungen und so weiter wechselwirken“, sagt er.
Derzeit werden die Aufzeichnungen ausgewertet, bis Ende des Jahres sollen erste Ergebnisse präsentiert werden. Die Veröffentlichung eines Sicherheitsleitfadens, der auf unterschiedliche Veranstaltungen in ihrem jeweiligen Umfeld angewendet werden kann, ist bis Mitte 2015 geplant. Eine erste Einschätzung kann Holl bereits jetzt geben: „Unsere Auswertungen haben gezeigt, dass sich Besucher auch in bedrohlichen Situationen meist sehr vernünftig verhalten. Selbst im lebensgefährlichen Gedränge versuchen viele Menschen noch, sich gegenseitig zu helfen.“ Der häufig verwendete Begriff der „Massenpanik“ sei daher irreführend. Er lenke von der Tatsache ab, dass oftmals schlicht der Platz fehle, die Besucher sicher aufzunehmen – und im Notfall die erforderlichen Rettungswege, um eine zügige Evakuierung zu ermöglichen. Die Verantwortung hierfür liegt laut Holl bei den Veranstaltern.
Bildquellen: Forschungszentrum Jülich / Ralf Eisenbach