Während tausende Fans jubelnd vor der Bühne ihrer Lieblingsband auf und abspringen oder Hunderte den Szenen eines Musicals folgen, agiert im Hintergrund ein ganzes Heer an Eventmanagern und Veranstaltungstechnikern. Und die machen sich nicht nur Gedanken über Ausleuchtung, Klang und Autogrammstunde – auch spielt die Frage nach der Sicherheit auf Events eine entscheidende Rolle bei der Vorbereitung. Zur ersten “International Event Safety Conference” referieren und diskutieren Experten parallel zur stattfindenden Prolight + Sound genau über diese Thematik. Wir haben uns mal mit einem Referenten, Hubert Klüpfel, Geschäftsführer der TraffGo HT GmbH, etwas genauer über sein Konferenzthema “Entfluchtungssimulationen” unterhalten.
Bei Messen, Großveranstaltungen oder in Diskotheken – wo und warum sind Entfluchtungssimulationen ein Muss?
Das Beispiel der Diskothek Kiss in Santa Maria in Brasilien vor einigen Wochen zeigt, dass Flucht- und Rettungswege überlebensnotwendig sind. Wenn es hier Mängel gibt, dann bleiben diese bei einer gründlichen Analyse nicht verborgen. Die Simulation funktioniert hier wie eine Lupe: Sie macht Details sichtbar, die mit bloßem Auge nicht zu sehen sind. Und sie ermöglicht eine systematische und stringente Vorgehensweise. Sie liefert Tabellen, Grafiken und Animationen. Diese Ergebnisse sind dann sowohl für Fachleute verständlich als auch für die Entscheider, die sich nicht täglich mit solchen Fragestellungen auseinandersetzen. Nicht zuletzt erhält man eine verlässliche Aussage, die schlüssig und nachvollziehbar dokumentiert ist, so dass man auch hier auf der sicheren Seite ist.
Inwieweit ist menschliches Verhalten bei solchen Simulationen überhaupt planbar oder voraussagbar?
Das ist natürlich eine grundlegende Frage. Ich sehe das ganz pragmatisch. Sie und ich sagen jeden Tag menschliches Verhalten voraus, sei es das Ihrer Kinder, Ihres Partners oder Ihrer Freunde. Ähnlich gilt das für Veranstaltungen. Sie können oft auf Erfahrungswerte aus der Vergangenheit zurückgreifen. Es gibt Tage mit großem Andrang. Bestimmte Gruppen oder Veranstaltungen ziehen ein bestimmtes Publikum an. Es lässt sich relativ gut sagen, welcher Anteil mit dem Auto und welcher mit der Bahn anreist. Im Prinzip ist das in Gefahrensituationen nicht anders. Das Verhalten erscheint manchmal extrem, weil die Umstände extrem sind. Es ist aber im Allgemeinen angemessen, das heißt an die Umstände angepasst und damit wiederum nachvollziehbar und vernünftig. Und es ist damit auch einigermaßen gut vorhersagbar. Wenn man von Panik spricht, dann meist in Situationen, die lebensbedrohlich sind. Es ist nicht die Panik, durch die Menschen zu Tode kommen, sondern es ist die Lebensgefahr, die Panik (im Sinne von extremem Verhalten) auslöst.
Was erwartet die Zuhörer während Ihres Vortrages zur I-ESC – 1st International Event Safety Conference?
In dem Vortrag werde ich auf die Möglichkeiten und Grenzen von Evakuierungssimulationen eingehen. Vor allem werde ich aber den möglichen Nutzen für Planer und Veranstalter herausstellen. Das kann die Unterstützung bei der Erlangung einer Veranstaltungsgenehmigung oder die Optimierung der Personenströme auf einer Messe sein, so dass die Ausstellungsflächen bestmöglich genutzt werden.
Danke für das Interview!
Bildquelle: TraffGo HT