Media Systems Kongress 2011
Es ist wenig verwunderlich, dass die Veränderungen der Funkfrequenzen zu einer gewissen Beunruhigung innerhalb der Veranstaltungs- und Musikbranche geführt haben. Die bisherigen frei nutzbaren Frequenzen wurden bekanntlich an die großen Mobilfunkunternehmen verkauft, jedoch darf die Branche die LTE-Technik, also die Frequenzen für den Duplex-Datenfunk, noch bis einschließlich 2015 nutzen. Wer nun aber glaubt, zumindest mit diesen Frequenzen die nächsten Jahre störungsfrei arbeiten zu können, irrt gewaltig, denn seit diesem Jahr dürfen die Mobilfunkunternehmen ganz offiziell in den Testbetrieb mit LTE gehen. Also wie steht es nun genau um das Thema Frequenzen? Und wer könnte die Messe- und Kongressbesucher besser über den Status Quo informieren, als Matthias Fehr und Wolfgang Bilz vom Berufsverband der Nutzer Drahtloser Produktionstechnologie – kurz APWPT e.V. Das Interesse am heutigen Morgen war groß und so verfolgten zahlreiche Zuhörer dem Vortrag von Wolfgang Bilz, der dem Auditorium einen kurzen Überblick über den derzeitigen Stand in Österreich, der Schweiz und UK gab.
Im Anschluss schilderte der Referent, wie es denn in diesen anderen Ländern beispielsweise mit den Entschädigungszahlungen aussieht und welche aktuellen Bemühungen es derzeit gibt, um die Probleme bei den Funkfrequenzen zu lösen? In Deutschland steht nach wie vor Forderung nach gleichwertigen Frequenzen und diese, so der Vertreter des Verbandes, wurde bislang trotz Öffnung der Frequenzen unterhalb 790 Mhz nicht umgesetzt. Nun stand zum einen die Beantwortung der Frage nach den Entschädungszahlungen aus. Eine prinzipielle Zusage vom Bund gibt es bereits – allerdings ist offen WER, WANN WIEVIEL zu zahlen hat – und es geht dabei um eine Summe von mehreren 100 Millionen Euro. Die aktuell brennende Frage ist nun aber zum anderen, wie und ob man überhaupt als Veranstalter störungsfrei die Frequenzen nutzen kann. Dies zu beantworten war nun an Matthias Fehr. Dieser stellte den Kongressbesuchern das LTE-Informationssystem des APWPT e.V. – einer Onlineplattform, auf der sich die Daten von 12.000 deutschen Gemeinden befinden. „Ein Werkzeug, dass zumindest für ein paar wenige Monate in die Zukunft reicht“, wie er im Vortrag erklärt. Denn das Problem für den Veranstalter ist nach wie vor, dass es kaum verlässliche Aussagen über potenzielle Frequenzstörungen innerhalb einer bestimmten Region gibt. Mit der LTE-Standortdatenbank will der APWPT e.V. diese Lücke schließen. Aber was ist ein Weg ohne Hindernisse: So gibt es strenge Auflagen durch die Mobilfunkunternehmen, da es sich konkurrierende Daten handelt. Keine globale Verlinkung, kein Listenzugriff und keine Kartenausgabe und schließlich nur für die verbandsinterne Nutzung. Interessanter Aspekt, der das Chaos im Funkfrequenzbereich zusätzlich verstärkt: Die Mobilfunkbetreiber müssen in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen eine der Auflagen des Bundes nicht erfüllen: Nämlich für die Grundversorgung der ländlichen Regionen zu sorgen, schließlich gibt es ja keinen solche. Also ist in Berlin bereits die erste Frequenz belegt und das etwa ein halbes Jahr früher, als man das als Veranstalter einplanen konnte. Die Unsicherheit ist also weiterhin sehr groß und das Thema wird wohl auch noch in den kommenden Jahr auf dem Media Systems Congress heiß diskutiert werden.