Die Veranstaltungsbranche steht seit einigen Jahren verstärkt vor der Aufgabe, ihre ökologischen Fußabdrücke zu reduzieren. Neben Themen wie Energieversorgung oder Mobilität rückt auch der Bühnenaufbau immer stärker in den Fokus. Wie können Bühnenbilder, Kulissen und technische Konstruktionen ressourcenschonend umgesetzt werden, ohne dabei die künstlerische Qualität zu mindern? Dieser Beitrag beleuchtet die wichtigsten Ansätze und Beispiele für nachhaltigen Bühnenbau.
Nachhaltigkeit beginnt beim Planen
Ein nachhaltiger Bühnenaufbau setzt bereits in der Konzeptionsphase an. Wer von Beginn an ökologische Faktoren berücksichtigt, kann den Materialeinsatz reduzieren, Transportwege verkürzen und die Wiederverwendbarkeit von Elementen sicherstellen. Entscheidend ist ein sogenanntes Lebenszyklusdenken: Von der Materialgewinnung über die Nutzung bis hin zur Entsorgung sollten die Umweltauswirkungen analysiert werden.
Ein durchdachter Bühnenentwurf, der modulare Elemente vorsieht, spart nicht nur Ressourcen, sondern auch Kosten. Viele Theater und Festivals entwickeln inzwischen eigene Leitlinien für ökologische Gestaltung, um bereits im Vorfeld Nachhaltigkeitsziele zu definieren.
Materialien im Kreislauf nutzen
Ein zentraler Hebel für nachhaltigen Bühnenbau ist die Wahl der Materialien. Hier hat sich das Prinzip der Kreislaufwirtschaft etabliert:
- Reduce (Reduzieren) – den Material- und Energieeinsatz so gering wie möglich halten.
- Reuse (Wiederverwenden) – Bühnenelemente, Kulissen oder ganze Set-Bauteile mehrfach nutzen.
- Recycle (Recyceln) – Materialien wie Holzplatten, Metall oder Textilien am Ende ihres Lebenszyklus in den Wertstoffkreislauf zurückführen.
- Repurpose (Umnutzen) – vorhandene Objekte kreativ zweckentfremden, etwa Paletten oder Gerüstteile als Bühnenelemente einsetzen.
- Repair (Reparieren) – beschädigte Teile instand setzen, um ihre Lebensdauer deutlich zu verlängern.
Besonders im Bereich Kulissenbau werden zunehmend nachwachsende Rohstoffe wie Holz oder Bambus verwendet. Sie sind nicht nur ökologisch verträglicher, sondern ermöglichen auch spannende gestalterische Lösungen. Ein Beispiel: Beim Mysteryland Festival in den Niederlanden entstand letztes Jahr eine markante Bühne von Guadua Bamboo vollständig aus Bambus, ein nachwachsender und CO₂-bindender Rohstoff.

Bamboo Stage Myteryland 2024 – Masters of Bamboo
Produktion und Technik ressourcenschonend gestalten
Auch während der Produktionsphase lassen sich Einsparpotenziale heben. Moderne Veranstaltungstechnik ermöglicht heute eine deutlich effizientere Energienutzung. LED-Beleuchtung, intelligente Steuerungssysteme und sparsame Projektoren senken den Stromverbrauch spürbar.
Darüber hinaus verlängern regelmäßige Wartung und Pflege die Lebensdauer von Requisiten, Kostümen und technischem Equipment. Das reduziert den Bedarf an Neuanschaffungen und vermeidet Abfall. Hilfreich sind in diesem Kontext branchenspezifische Leitfäden wie „Die grüne Bühne“, die konkrete Handlungsempfehlungen für ökologisch orientierte Bühnenbildnerinnen und -bildner geben.
Kreative und nachhaltige Bauweisen
Ein weiterer wichtiger Trend ist der Einsatz kreativer und zugleich nachhaltiger Bauweisen. Gerade in der Festivalwelt gibt es zahlreiche Beispiele für selbstgebaute Bühnen aus recycelten Materialien oder in enger Zusammenarbeit mit lokalen Teams.
So entstanden auf kleineren Festivals Bühnen aus Holzpaletten oder alten Metallstrukturen, die nach der Veranstaltung wieder zerlegt und weiterverwendet werden konnten. Neben dem ökologischen Nutzen haben diese DIY-Konzepte auch eine starke Symbolkraft: Sie zeigen, dass künstlerischer Ausdruck und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können.
Selbst große Festivals greifen auf diese Ansätze zurück. Die erwähnte Mysteryland-Bühne aus Bambus demonstriert, wie architektonisch anspruchsvoll und gleichzeitig ressourcenschonend eine temporäre Konstruktion sein kann. Auch in Theatern und Stadien gewinnen modulare Systeme zunehmend an Bedeutung, da sie eine flexible Nutzung und Wiederverwertung erlauben.
Mobilität und Logistik als Schlüssel
Neben den Materialien hat auch die Logistik großen Einfluss auf die ökologische Bilanz des Bühnenbaus. Transporte von Bühnenteilen, Requisiten und Technik verursachen erhebliche Emissionen. Einige Theater und Veranstaltungsstätten setzen deshalb auf lokale Kooperationen, bei denen Bühnenbilder gemeinsam genutzt oder an anderen Standorten wiederaufgebaut werden.
Auch bei der Anreise von Publikum und Künstlerinnen und Künstlern spielt Nachhaltigkeit eine Rolle. Festivals und Theater fördern zunehmend klimafreundliche Mobilität, etwa durch vergünstigte ÖPNV-Tickets, Shuttle-Angebote oder Carsharing-Partnerschaften.
Nachhaltigkeit als Chance für die Branche
Nachhaltiger Bühnenbau ist mehr als eine technische Herausforderung – es ist ein kultureller Wandel. Theater, Veranstalter und Festivals übernehmen Verantwortung, indem sie ökologische Standards in ihre tägliche Arbeit integrieren.
Das beginnt bei Workshops für Mitarbeitende, die für ressourcenschonende Arbeitsweisen sensibilisieren, und reicht bis zu Transparenz gegenüber dem Publikum. Viele Veranstalter kommunizieren ihre Maßnahmen offen, um das Bewusstsein auch auf der Besucherinnenseite zu stärken.
Die Beispiele zeigen: Nachhaltiger Bühnenbau ist kein Widerspruch zu kreativer Freiheit. Im Gegenteil – ökologische Konzepte eröffnen neue Chancen für Innovation, Gemeinschaft und künstlerische Ausdruckskraft. Wie breit das Thema gedacht werden kann, zeigt auch unser Ratgeber „Nachhaltige Events veranstalten“ .Wer noch tiefer in das Thema einsteigen möchte, findet spannende Einblicke im Event Rookie Podcast „Nachhaltige Bühne – geht das?“






