Ob Messe, Festival, Show oder Kongress: Naturgefahren gehören längst zu den festen Rahmenbedingungen der Veranstaltungsbranche. Dabei geht es nicht mehr nur um ungünstige Wetterlagen, sondern um systemische Risiken, die durch Extremwetterereignisse, klimatische Veränderungen und global ausgerichtete Veranstaltungsformate weiter an Bedeutung gewinnen. Für international etablierte Fachmessen wie die Prolight + Sound, die heute unter anderem in Guangzhou (China) und in Bangkok (Thailand) stattfindet, ist der professionelle Umgang mit Naturgefahren ein zentraler Bestandteil von Planung, Genehmigung und Betrieb.
Internationale Perspektive: Events unter Extrembedingungen in Asien
In vielen Regionen Asiens sind Veranstaltungen regelmäßig mit Wetterbedingungen konfrontiert, die sich deutlich von mitteleuropäischen Verhältnissen unterscheiden. Monsunregen, tropische Gewitter, Taifune und Starkregenereignisse gehören in Südchina ebenso wie in Südostasien zum saisonalen Normalbild und prägen die Rahmenbedingungen für Planung und Betrieb von Veranstaltungen.
Für internationale Messeformate wie die Prolight + Sound in Guangzhou und Bangkok bedeutet das vor allem eine hohe Relevanz von wasser- und windbedingten Risiken. Typische Auswirkungen solcher Wetterlagen sind:
- sehr hohe Niederschlagsmengen in kurzer Zeit
- lokal überflutete Verkehrs-, Logistik- und Außenflächen
- erhöhte Belastung für temporäre Außeninfrastruktur
- erschwerte Bedingungen für An- und Abreise von Besuchenden und Ausstellern
Auch wenn moderne Messezentren in beiden Regionen baulich gut auf Starkregen ausgelegt sind, entstehen kritische Situationen häufig an den Schnittstellen zwischen Gebäude und Umgebung. Ladezonen, Übergangsbereiche zwischen Hallen, temporäre Warteflächen, Shuttle-Haltestellen oder fußläufige Verbindungen sind besonders anfällig für Wasseransammlungen, rutschige Oberflächen oder eingeschränkte Nutzbarkeit.
Wind als zentraler Risikofaktor

Unabhängig vom konkreten Standort gilt Wind international als einer der kritischsten Naturfaktoren für Veranstaltungen mit temporären Strukturen. Tropenstürme und Taifune stellen dabei die extreme Ausprägung dar, doch bereits deutlich geringere Windgeschwindigkeiten können Bühnenkonstruktionen, LED-Wände, Banner, Zelte oder temporäre Fassadenelemente sicherheitsrelevant machen.
Viele asiatische Länder arbeiten mit gestuften Warnsystemen für Sturm und Starkwind, die teils farblich oder numerisch codiert sind. Für den Veranstaltungsbetrieb ist entscheidend, diese Warnstufen nicht nur zu kennen, sondern sie konsequent in klare betriebliche Entscheidungen zu übersetzen. Dazu zählen definierte Schwellenwerte für Aufbau, Betriebseinschränkungen, Unterbrechungen oder vollständige Räumungen.
Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit
Neben Regen und Wind stellt auch Hitze in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit einen wesentlichen Risikofaktor dar. Diese Belastung wirkt sich nicht nur auf das Publikum, sondern besonders auf Crews, Technikpersonal und Aussteller aus, die über viele Stunden hinweg körperlich arbeiten und häufig zwischen Innen- und Außenbereichen wechseln.
Internationale Event-Safety-Konzepte berücksichtigen daher zunehmend:
- angepasste Arbeits- und Aufbauzeiten
- zusätzliche Pausenregelungen
- eine gesicherte Trinkwasserversorgung
- schattige oder klimatisierte Aufenthaltsbereiche
Hitze wird dabei nicht isoliert als medizinischer Aspekt betrachtet, sondern als operativer Einflussfaktor, der Konzentration, Entscheidungsfähigkeit und Fehleranfälligkeit im Veranstaltungsbetrieb maßgeblich beeinflussen kann.
Gemeinsame Prinzipien im internationalen Umgang mit Naturgefahren
Auch wenn sich die konkreten Naturgefahren je nach Region deutlich unterscheiden, zeigen sich im internationalen Vergleich sehr ähnliche Grundprinzipien im professionellen Umgang mit wetter- und umweltbedingten Risiken. Erfolgreiches Event-Safety-Management basiert dabei weniger auf einzelnen Maßnahmen als auf einer strukturierten Herangehensweise, die Naturgefahren als planbaren Teil des Veranstaltungsbetriebs begreift.
Planung auf Basis realistischer Szenarien
Anstelle abstrakter Risikobeschreibungen arbeiten internationale Sicherheitskonzepte zunehmend mit klar definierten Szenarien. Dabei wird nicht nur gefragt, ob ein Ereignis eintreten könnte, sondern wie sich bestimmte Wetterlagen konkret auf Aufbau, Betrieb, Besucherströme, Technik und Logistik auswirken würden. Szenarien wie Starkregen während der Anreisephase, Sturm während des laufenden Betriebs oder Hitze über mehrere Veranstaltungstage hinweg ermöglichen es, Maßnahmen vorab zu durchdenken und Entscheidungsprozesse zu beschleunigen.
Nutzung von Frühindikatoren statt reiner Reaktion
Internationale Best-Practice-Ansätze setzen nicht erst bei akuten Unwetterwarnungen an, sondern nutzen Frühindikatoren wie Wettertrends, Vorwarnstufen oder regionale Saisonmuster. Dadurch lassen sich organisatorische und technische Anpassungen frühzeitig einleiten, etwa veränderte Aufbauzeiten, zusätzliche Sicherungsmaßnahmen oder vorbereitende Kommunikationsschritte. Der Fokus liegt darauf, Handlungsfähigkeit zu bewahren, bevor Zeitdruck entsteht.
Klare Entscheidungs- und Eskalationsstrukturen
Ein zentrales Element belastbarer Sicherheitskonzepte ist die eindeutige Festlegung von Zuständigkeiten. International bewährt hat sich die klare Trennung zwischen Beobachtung, Bewertung und Entscheidung. Wer wertet Wetterinformationen aus, wer trifft operative Entscheidungen und ab welchem Punkt werden höhere Ebenen oder externe Stellen eingebunden. Diese Klarheit reduziert Unsicherheiten, verhindert widersprüchliche Anweisungen und ist insbesondere in dynamischen Wettersituationen entscheidend.
Vorbereitete Kommunikationsabläufe
Unabhängig vom Veranstaltungsort ist Kommunikation einer der kritischsten Faktoren im Umgang mit Naturgefahren. Internationale Konzepte setzen daher auf vorab definierte Kommunikationsabläufe, die nicht erst im Ereignisfall entstehen. Dazu gehören abgestimmte Textbausteine für Durchsagen, Screens oder digitale Kanäle sowie klare Festlegungen, wer wann welche Zielgruppen informiert. Ziel ist eine sachliche, verständliche und handlungsorientierte Kommunikation, die Vertrauen schafft und Panik vermeidet.
Enge Abstimmung mit lokalen Behörden und Wetterdiensten
Gerade bei internationalen Veranstaltungen ist die Einbindung lokaler Expertise unverzichtbar. Regionale Behörden, Sicherheitsdienste und Wetterdienste verfügen über Erfahrung mit typischen Gefahrenlagen und deren Auswirkungen auf Infrastruktur und Bevölkerung. Eine frühzeitige Abstimmung ermöglicht es, Warnsysteme korrekt einzuordnen, regionale Besonderheiten zu berücksichtigen und Maßnahmen an lokale Anforderungen anzupassen.
Diese gemeinsamen Prinzipien bilden die Grundlage für belastbare Sicherheitskonzepte im internationalen Veranstaltungsumfeld. Sie ermöglichen es, Naturgefahren unabhängig vom Standort systematisch zu bewerten und in den operativen Ablauf zu integrieren, egal ob eine Veranstaltung in Europa oder in Regionen mit ausgeprägten Extremwetterbedingungen stattfindet.
Deutschland: andere Risiken, ähnliche Anforderungen

Naturgefahren im deutschen Eventkontext
Auch in Deutschland sind Naturgefahren ein relevanter Bestandteil der Veranstaltungsplanung. Zwar treten hier keine Taifune oder Monsunlagen auf, dafür sind andere Risiken regelmäßig präsent:
- Sturm und Starkwind
- Gewitter und Blitz
- Starkregen mit lokalen Überflutungen
- Hitzeperioden
- Schnee und Glätte bei Winterveranstaltungen
Insbesondere Outdoor-Events, Stadtfeste, Open-Air-Bühnen oder hybride Formate mit Außenflächen sind davon betroffen. Temporäre Infrastrukturen reagieren empfindlich auf Witterungseinflüsse und erfordern klare Betriebs- und Abbruchregelungen.
Gefährdungsbeurteilung und Verantwortung
In Deutschland ist der Umgang mit Naturgefahren eng mit der Gefährdungsbeurteilung verknüpft. Veranstalter sind verpflichtet, relevante Risiken zu identifizieren, zu bewerten und geeignete Schutzmaßnahmen festzulegen. Naturgefahren sind dabei kein Ausnahmefall, sondern integraler Bestandteil des Sicherheitskonzepts.
Typische Aspekte sind:
- Bewertung von Windlasten bei temporären Bauten
- Festlegung wetterabhängiger Betriebszustände
- Sicherung von Auf- und Abbauprozessen
- Berücksichtigung von Flucht- und Rettungswegen auch bei widrigen Bedingungen
Wie eine strukturierte Gefährdungsdokumentation in der Praxis aufgebaut sein sollte und welche Rolle sie im Zusammenspiel mit Genehmigungen, Verantwortlichkeiten und operativen Abläufen spielt, wird ausführlich im Beitrag „Gefährdungsdokumentation bei Veranstaltungen“ erläutert.
Naturgefahren als fester Bestandteil moderner Event Safety
Naturgefahren lassen sich weder national noch international vermeiden. Sie lassen sich jedoch systematisch bewerten, planen und beherrschen. Für die Veranstaltungsbranche bedeutet das einen klaren Perspektivwechsel: Wetter und Umweltbedingungen werden zunehmend nicht mehr als externer Störfaktor betrachtet, sondern als fester Bestandteil professioneller Eventplanung, insbesondere bei international ausgerichteten Formaten.
Als internationale Leitmesse für Veranstaltungstechnik ist die Prolight + Sound nicht nur Schaufenster für neue Produkte, sondern auch eine zentrale Plattform für den fachlichen Austausch zu sicherheitsrelevanten Themen. Fragen der Event Safety spielen dabei seit Jahren eine zunehmende Rolle, häufig nicht als eigenständiger Programmpunkt, sondern integriert in Konferenzen, Vortragsformate und Technologiepräsentationen. Der professionelle Umgang mit Naturgefahren ist Teil dieses Diskurses, insbesondere dort, wo Veranstaltungen unter komplexen klimatischen und infrastrukturellen Bedingungen geplant und umgesetzt werden.
Gerade im internationalen Kontext wird deutlich, dass Sicherheit und Risikomanagement zum inhaltlichen Selbstverständnis der Messe gehören. Sowohl bei der Prolight + Sound Guangzhou als auch mit Blick auf die Prolight + Sound Bangkok stehen technische Betriebssicherheit, belastbare Systemlösungen und risikobewusste Planung im Fokus der fachlichen Auseinandersetzung.
Naturgefahren werden dabei nicht als Ausnahmefall betrachtet, sondern als Rahmenbedingung, die in Planung, Technik und Organisation mitzudenken ist. Auf diese Weise trägt die Prolight + Sound dazu bei, Event Safety international als integralen Bestandteil professioneller Veranstaltungsarbeit zu verankern.






