Moderne Eventproduktionen arbeiten mit immer helleren, präziseren und farbstärkeren Lichtsystemen. Egal ob Festival in Brasilien, Touring-Show in Europa, immersive Experience in Dubai oder Clubproduktion in Seoul, die visuelle Intensität von Lichtdesigns hat weltweit deutlich zugenommen. Damit rückt ein Thema verstärkt in den Fokus: die Blaulicht-Gefährdung, also die photobiologische Belastung der Netzhaut durch energiereiches blaues Licht im Spektralbereich von etwa 400 bis 500 Nanometern.
Während Europa schon lange auf die EN 62471 verweist, entwickelt sich das Bewusstsein für dieses Thema inzwischen global. Prolight + Sound begleitet diese Entwicklungen aufmerksam und macht deutlich, wie zentral ein sicherer Umgang mit modernen LED- und Displaytechnologien für die internationale Eventpraxis geworden ist.
Bedeutung der Blaulicht-Gefährdung im internationalen Eventbetrieb
Blaues Licht ist ein wesentlicher Bestandteil moderner LED-Systeme. Es sorgt für kräftige Farbmischungen, klare Konturen und eine enorme Helligkeit. Gleichzeitig gilt es als photochemisch besonders wirksam und kann bei hoher Intensität und langer Exposition die Netzhaut belasten.
Im Eventkontext spielt dieses Thema weltweit eine Rolle, denn globale Entwicklungen verstärken die Exposition:
- LED-Systeme sind mittlerweile Standard in nahezu allen Märkten
- immersive Erfahrungen mit 360 Grad LED-Flächen nehmen stark zu
- große Arenashows in Nordamerika und Asien arbeiten mit extrem hellen Weißlicht-Engines
- Crowded Indoor Venues wie Clubs oder EDM-Locations reduzieren den Abstand zwischen Lichtquelle und Publikum
- Je näher das Publikum den Lichtquellen kommt, desto größer wird die Intensität der Strahlung, die direkt auf Augenhöhe treffen kann.
Internationale Normen und Standards
Weltweit gibt es unterschiedliche, aber teilweise harmonisierte Vorschriften zur photobiologischen Sicherheit. Die internationale Eventbranche muss diese Standards kennen, um global sicher zu produzieren.
In Europa gelten vor allem die EN 62471 und die IEC 62471-Reihe. Deutschland berücksichtigt zusätzlich DGUV-Vorschriften, die sich speziell auf den Veranstaltungsbereich beziehen.
Auch außerhalb Europas gelten in vielen Regionen eigene Regelwerke und Sicherheitsrichtlinien zur photobiologischen Bewertung von Lichtquellen. Diese orientieren sich häufig an internationalen IEC-Grundlagen, setzen aber je nach Markt unterschiedliche Schwerpunkte. Für global arbeitende Produktionen bedeutet das, dass Sicherheitsanforderungen je nach Land variieren können und bei der Planung frühzeitig berücksichtigt werden sollten.
Besonders wichtig sind die international gebräuchlichen Risikogruppen nach IEC:
- RG0 für keine Gefährdung
- RG1 für geringe Gefährdung
- RG2 für Risiko bei längerer Exposition
- RG3 für Gefährdung bereits nach kurzer Einwirkzeit
Viele moderne LED-Spots, Moving Lights und LED-Walls fallen – abhängig von Abstand und Leistung – in RG2 oder RG3. Gerade internationale Tour-Produktionen müssen diese Werte in ihre Sicherheitskonzept integrieren.
Wie Blaulicht-Gefährdung auf Events entsteht

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Die Belastung entsteht nicht allein durch die Lichtquelle, sondern durch ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren: Intensität, Dauer, Entfernung und Blickrichtung. Kritisch wird es, wenn hochenergetische Strahlung direkt auf Augenhöhe wirkt oder wenn das Publikum über längere Zeit hellen Blautönen ausgesetzt ist.
Typische Situationen, in denen Risiken entstehen können, sind etwa:
- Lichtkegel mit engem Abstrahlwinkel, die wiederholt oder über längere Zeit in den Publikumsbereich gerichtet werden
- Weißlicht-Engines mit hohen Blauanteilen
- LED-Wände, die mit sehr hoher Displayhelligkeit betrieben werden
- Aufbau- und Soundcheck-Phasen ohne geeignete Schutzmaßnahmen für die Crew
- immersive Räume, die das Sichtfeld stärker einhüllen als klassische Bühnenbeleuchtung
Besonders empfindlich reagieren Kinder, ältere Menschen oder Personen mit Netzhauterkrankungen. Auch Crewmitglieder, die während Einrichtung und Fokussierung in unmittelbarer Nähe zu den Lichtquellen arbeiten müssen, sind stärker betroffen.
Globale Trends, die die Gefährdung verstärken
Die internationale Eventbranche erlebt mehrere technologische Entwicklungen, die die Relevanz des Themas erhöhen.
- Immersive Experiences: Weltweit entstehen zunehmend Formate, die große LED-Flächen und Rundum-Projektionen nutzen, etwa LED-Caves oder 360-Grad-Räume. Solche Umgebungen erzeugen besonders intensive Lichtstimmungen.
- Große Live-Produktionen: Stadion- und Arenashows setzen häufig auf sehr helle Lichtstimmungen mit ausgeprägten Blauanteilen, die breite Publikumsbereiche einbeziehen.
- Hochleistungs-LEDs: Moderne LED-Technologien werden immer heller und ermöglichen spektakuläre Effekte bei kompakteren Geräten. Systeme wie Blue-Pump-LEDs oder laserbasierte Lichtquellen liefern in vielen aktuellen Produktionen deutlich höhere Lichtintensitäten als frühere Generationen.
- Geringere Abstände: In Clubs, auf kleineren Festivals oder Eventsettings befindet sich das Publikum oft sehr nahe an den Lichtquellen, was die Einwirkung des Lichts spürbar erhöhen kann.
Best Practices für sichere Lichtgestaltung weltweit
Mit der wachsenden Intensität moderner Lichtsysteme steigt auch der Bedarf an klaren, praxisorientierten
Sicherheitsmaßnahmen. Die folgenden Empfehlungen haben sich international bewährt und sind Bestandteil professioneller Produktionsabläufe:
- Lichtquellen verwenden, deren Sicherheitsangaben klar nachvollziehbar sind.
- Ausreichende Abstände zu Publikum und Crew einhalten.
- Sehr helle Lichtkegel nicht direkt auf Augenhöhe richten.
- LED-Wände nur so hell betreiben, wie es die Umgebung erfordert.
- Aufbau und Proben so gestalten, dass niemand unnötig belastet wird.
- Licht nach Möglichkeit aus der Ferne einrichten.
- Teams über grundlegende Sicherheitsaspekte informieren.
Gerade Touringproduktionen profitieren davon, sicherheitsrelevante Informationen frühzeitig in die Lichtgestaltung und Szenografie einzubeziehen. Je klarer die Vorgaben, desto leichter lassen sie sich in verschiedenen Ländern umsetzen.

Kvant Prolight + Sound 2024
Die Rolle der Prolight + Sound
Prolight + Sound bietet in Bangkok und Guangzhou eine Plattform, auf der sich Fachleute aus verschiedenen Regionen zu aktuellen Themen der Licht- und Eventtechnik austauschen können. Dazu gehört auch die wachsende Aufmerksamkeit für mögliche Blaulichtgefährdungen. Durch den Austausch zwischen Herstellern, Planenden und Technikcrews entsteht ein besseres Verständnis dafür, wie moderne Lichtsysteme weltweit sicher eingesetzt werden können.
Wer sich darüber hinaus mit aktuellen Entwicklungen rund um Sicherheit und Lichtgestaltung in der Eventbranche beschäftigen möchte, findet auf dem Prolight + Sound Blog weitere spannende Einblicke. Unter anderem zeigen die Sicherheitstrends in der Veranstaltungsbranche 2025, welche Faktoren moderne Sicherheitskonzepte prägen. Der Beitrag KI-Systeme für Sicherheit in der Eventbranche beleuchtet, wie digitale Technologien Veranstaltungen zusätzlich schützen können. Ergänzend dazu bietet Emotionalisierung von Events: Wie Technik, KI und Gestaltung starke Erlebnisse schaffen einen Blick darauf, welche Rolle Licht, Atmosphäre und technische Inszenierung für die Wirkung eines Events spielen.







