Ein neues Umweltzeichen schafft Orientierung für eine nachhaltige Veranstaltungsbranche
Nachhaltige Veranstaltungen können ab sofort auch offiziell zertifiziert werden. Seit Januar 2025 steht Veranstaltern das neue Umweltzeichen „Blauer Engel für umweltfreundliche Veranstaltungen“ mit der Kennzeichnung DE-UZ 236 zur Verfügung. Die dazugehörigen Vergabekriterien wurden bereits im Juli 2024 auf der Website des Umweltbundesamtes veröffentlicht. Damit erhält die Veranstaltungsbranche ein unabhängiges, staatlich getragenes Siegel, das ökologische und soziale Nachhaltigkeitsaspekte umfassend berücksichtigt.
Der Blaue Engel ist in Deutschland seit Jahrzehnten als Umweltzeichen für besonders ressourcenschonende Produkte bekannt. Mit der neuen Kategorie öffnet sich das Siegel erstmals für den Veranstaltungssektor. Ziel ist es, eine nachvollziehbare Orientierung für Besucherinnen und Besucher, Auftraggeber und Veranstaltende zu schaffen, um Umweltwirkungen im Eventbereich systematisch zu erfassen, zu reduzieren und transparent zu kommunizieren.
Breite Anwendbarkeit für unterschiedliche Eventformate
Das neue Umweltzeichen kann für eine Vielzahl von Eventformaten genutzt werden. Es gilt sowohl für Businessveranstaltungen wie Konferenzen, Messen und Tagungen als auch für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Theaterfestivals oder Ausstellungen. Auch Sportveranstaltungen oder hybride Formate können zertifiziert werden, sofern die Anforderungen erfüllt sind.
Vergeben wird das Siegel nicht an Unternehmen oder Dienstleister, sondern ausschließlich an einzelne Veranstaltungen. Der Antrag kann von Agenturen, Messegesellschaften, öffentlichen Einrichtungen oder Kulturbetrieben gestellt werden, sofern sie für die Durchführung verantwortlich sind. Die Antragstellung erfolgt digital über eine spezielle Software, die das Umweltbundesamt bereitstellt.
Schwerpunkte der Umweltkriterien
Die Vergabekriterien berücksichtigen unterschiedliche Bereiche des Veranstaltungsmanagements. Im Zentrum stehen Maßnahmen, die zur Reduktion von Treibhausgasemissionen und zur Schonung natürlicher Ressourcen beitragen. Die wichtigsten Handlungsfelder sind:
- Nachhaltige Mobilität: Die Wahl eines verkehrsgünstig gelegenen Veranstaltungsortes ist verpflichtend. Es müssen umweltfreundliche An- und Abreisemöglichkeiten für Teilnehmende und Personal gefördert werden. Dazu zählen Angebote wie ÖPNV-Tickets, Fahrradstellplätze oder Shuttle-Services mit alternativen Antrieben.
- Erneuerbare Energien und Ressourcenschutz: Strom aus erneuerbaren Energien ist vorgeschrieben. Darüber hinaus sind energieeffiziente Geräte und Materialien mit Umweltzeichen wie Recyclingpapier oder zertifizierte Büromaterialien zu verwenden. Veranstaltende müssen ein Ressourcenmanagementkonzept vorlegen, das die Einsparungspotenziale analysiert.
- Nachhaltige Gastronomie: Im Bereich Catering gilt der Grundsatz pflanzenbasierter Ernährung. Es ist ein überwiegend vegetarisches oder veganes Angebot verpflichtend. Gleichzeitig müssen mindestens die Hälfte aller eingesetzten Lebensmittel aus biologischem Anbau stammen. Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung und ein Entsorgungskonzept für organische Abfälle gehören ebenfalls zu den Kriterien.
- Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft: Mehrwegbecher und Mehrweggeschirr sind vorgeschrieben. Einwegmaterialien aus Kunststoff oder Verbundstoffen dürfen nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden. Fliegende Bauten wie temporäre Bühnen müssen rückgebaut und die verwendeten Materialien wiederverwendet oder sortenrein entsorgt werden.
- Veranstaltungstechnik: Bestehende Technik am Veranstaltungsort soll bevorzugt eingesetzt werden, um Transporte und Neuanschaffungen zu reduzieren. Veranstaltende müssen Energiebedarfspläne für technische Gewerke erstellen und Einsparmaßnahmen umsetzen. Auch der Einsatz energiesparender Lichttechnik und digitaler Systeme wird empfohlen.

Umweltfreundlich anreisen: Der Blaue Engel fördert nachhaltige Mobilitätskonzepte wie Fahrrad- und Nahverkehrsnutzung bei Veranstaltungen.
Soziale Kriterien und Inklusion
Neben den ökologischen Anforderungen spielt auch soziale Nachhaltigkeit eine Rolle. So verlangt das Siegel unter anderem barrierefreie Zugänge, Informationen in einfacher Sprache und inklusive Kommunikationswege. Die Anforderungen sollen sicherstellen, dass Veranstaltungen nicht nur ökologisch verantwortungsvoll, sondern auch sozial gerecht geplant werden.
Flexibilität durch Pflicht- und Wahlkriterien
Da sich Veranstaltungen in Größe, Zielgruppe und Infrastruktur stark unterscheiden, basiert der Kriterienkatalog auf einem System aus verbindlichen Pflichtkriterien und ergänzenden Wahlkriterien. So können auch kleinere oder spezialisierte Veranstaltungen Zugang zur Zertifizierung erhalten, ohne dass die Qualität des Umweltzeichens verwässert wird.
Insgesamt verfolgt das Siegel zwei übergeordnete Ziele. Zum einen sollen klimaschädliche Emissionen verringert werden. Zum anderen geht es darum, den Materialeinsatz und Energieverbrauch messbar zu senken. Die Transparenz der Kriterien ermöglicht es zudem, Fortschritte zu dokumentieren und Verbesserungen von Veranstaltung zu Veranstaltung zu realisieren.
Blauer Engel für umweltfreundliche Veranstaltungen: Bedeutung für die Branche
Für Veranstaltende und Dienstleistende bietet der Blaue Engel eine strukturierte Möglichkeit, Umweltverantwortung in die eigene Arbeit zu integrieren. Viele Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind längst in der Praxis angekommen, doch bislang fehlte ein übergreifender Standard, der diesen Anspruch sichtbar und vergleichbar macht.
Besucherinnen und Besucher erhalten mit dem Umweltzeichen eine verlässliche Orientierung. Gerade im Umfeld von Großveranstaltungen, Fachmessen oder Musikfestivals kann das Siegel ein vertrauensbildendes Element in der Kommunikation sein. Auch Auftraggebende aus dem öffentlichen Sektor können das Umweltzeichen künftig in Ausschreibungen als Kriterium heranziehen.
Ein zeitgemäßer Impuls für nachhaltige Events
Mit der Einführung des Blauen Engels für Veranstaltungen entsteht ein neues Instrument, das Umwelt- und Sozialverantwortung im Veranstaltungswesen sichtbar macht. Die Kriterien verbinden bewährte Ansätze des Umweltmanagements mit aktuellen Anforderungen aus der Praxis. Veranstalter erhalten eine klare Orientierung, wie sie ihre Events zukunftsfähig gestalten können. Gleichzeitig entsteht ein Anreiz für Technikfirmen, Locationbetreibende und Caterer, ihre Leistungen auf mehr Nachhaltigkeit auszurichten.
Ab 2025 wird der Blaue Engel damit nicht nur ein Label für Produkte sein, sondern auch ein Gütesiegel für eine Veranstaltungsbranche, die Verantwortung übernimmt.






