Ein Thema, was die Prolight + Sound 2009 keinesfalls ignorieren kann und will, sind die Konsequenzen für die Veranstaltungsbranche, die mit der vom Bundeskabinett am 04. März 2009 verabschiedeten Änderung der so genannten Frequenzbereichszuweisungs-planverordnung (FreqBZPV) einhergehen. Hintergrund ist, dass mit der Digitalisierung des Fernsehens einige Funkfrequenzen frei geworden sind, die der Staat, vergleichbar der UMTS-Versteigerung im Jahr 2000, gewinnbringend an Mobiltelefonbetreiber und Breitband-Internet-Anbieter verkaufen möchte. Das kommunizierte Ziel des Bundes ist, dass mittels dieser Frequenzen künftig auch Haushalte Zugang zum Internet bekommen könnten, bei denen das aus technischen oder ökonomischen Gründen bisher nicht möglich war.
Das Problem ist jedoch, dass diese Funkfrequenzen derzeit, und das völlig legal, von den Herstellern drahtloser Mikrofone genutzt wurden. Nun sollen die Frequenzen anderweitig vergeben werden. Für die Veranstaltungsbranche sind allerdings keine Ersatzfrequenzen vorgesehen. In Zahlen sind etwa 750.000 Funkmikrofone und andere Drahtlossysteme wie Guitar-Bugs oder In-Ear-Monitorings betroffen. Längst ist diese Problematik bei den Herstellern und Nutzern angekommen, so dass inzwischen sogar eigens ein Verband gegründet wurde: Die Association of Professional Wireless Production Technologies (APWPT) setzt sich für den Erhalt der Frequenzen für die Veranstaltungswirtschaft gegenüber dem Bund ein. Fakt ist, dass der Eingriff in die bisherige Nutzung der Funkfrequenzen Auswirkungen auf die Kulturwirtschaft haben wird, denn längst werden in Theatern, Universitäten, Sportstätten oder sonstigen Veranstaltungsorten drahtlose Mikrofone eingesetzt. Diese nicht selten durch Steuergelder finanzierten Anlagen nun wieder zu ersetzen, möglicherweise wieder zu kabelgebundener Mikrofonie zurückzukehren – eine für die Veranstaltungsbranche des 21. Jahrhunderts unvorstellbare Szenerie. Dem gegenüber stehen nun die Haushalte, gerade in ländlicher Gegend, denen jeder Zugang ins World Wide Web bisher versagt blieb. Es stellt sich also die Frage, welche Interessen gesellschaftspolitisch betrachtet, die relevanteren sind. Was man an dieser kurzen Fragestellung sicherlich schon ablesen kann: Es ist ein heißes Thema, das natürlich nicht an der größten Fachmesse für Veranstaltungstechnik vorbeigehen kann. Mit dem Titel „Drahtlos am Ende? – der aktuelle Sachstand“ wird sich Bruno Marx, Meister für Veranstaltungstechnik und Repräsentant des Europäischen Verbandes der Veranstaltungszentren (EVVC), am ersten Veranstaltungstag im Rahmen des Prolight + Sound Forums 2009 dieser Thematik annehmen. Los geht’s am 01. April 2009 um 15.30 Uhr in der Halle 9.2, Raum Dialog. Der Eintritt ist frei.
(Bild: sxc.hu)