Influencer sind längst nicht mehr nur Gesichter für Produktplatzierungen auf Social Media. Inzwischen gestalten sie Formate aktiv mit, besetzen eigene Kanäle auf großen Events und beeinflussen wesentlich, wie Veranstaltungen gestreamt und wahrgenommen werden. Besonders im B2B-Bereich verändert sich damit die Art, wie Veranstaltungen Inhalte verbreiten, Zielgruppen ansprechen und Plattformen nutzen. Ob auf Messen, Konzerten oder Fachtagungen: Das Zusammenspiel aus Content Creators, Streamingtechnik und Plattformlogik wird zunehmend zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor.
Plattformen im Fokus: TikTok Live, Instagram Live und Twitch
Der Wandel des Event-Streamings ist eng mit den Plattformen verbunden, auf denen Inhalte ausgespielt werden. Während YouTube Live und klassische Eventportale nach wie vor verbreitet sind, gewinnen besonders drei Plattformen an strategischer Bedeutung.
TikTok Live ist vor allem wegen seiner Reichweite und seines Algorithmus attraktiv. Auch kurze Live-Clips werden prominent ausgespielt und erzielen innerhalb von Sekunden große Sichtbarkeit. Der Fokus liegt auf Spontaneität und niedrigschwelliger Interaktion. Das ist ideal für Events, die authentische Einblicke liefern wollen, etwa Backstage-Momente, Interviews oder Live-Reaktionen.
Instagram Live punktet durch seine enge Verbindung zur Markenkommunikation. Influencer oder Partnerunternehmen können ihre Reichweite direkt einbringen, ohne dass Eventveranstalter eigene große Followerzahlen aufbauen müssen. Besonders beliebt sind Co-Streams, bei denen zwei oder mehr Personen gleichzeitig live gehen und ihre Communities zusammenführen.
Twitch entwickelt sich vom Gamingkanal zur multifunktionalen Livestream-Plattform. Der große Vorteil liegt in der hohen Verweildauer des Publikums und den etablierten Interaktionsformen. Events, die längerfristige Formate oder moderierte Talks anbieten, können hier besonders gut performen. Gerade im Bereich Technik, Musik und Medienproduktion nutzen Influencer die Plattform, um ganze Showformate live zu begleiten.
Neue Formate für ein neues Publikum
Influencer bringen nicht nur neue Zielgruppen, sondern auch neue Formatlogiken mit. Die klassischen einseitigen Übertragungen verlieren an Bedeutung. Stattdessen setzen sich dynamische, interaktive Formate durch.
- Behind-the-Scenes-Streams: Authentische Einblicke, spontane Interviews und Rundgänge durch das Eventgeschehen
- Live-Q&As: Interaktive Sessions mit Künstlern, Speakern oder Unternehmensvertreterinnen
- Takeovers: Influencer übernehmen für begrenzte Zeit den Event-Kanal und streamen aus ihrer Perspektive
- Reaction-Formate: Streamer kommentieren live Vorträge, Showcases oder Produktpräsentationen
- Crossposting und Duet-Streams: Inhalte werden gleichzeitig auf mehreren Kanälen gespielt, oft mit Communitybeteiligung
Diese Formate funktionieren besonders gut, wenn sie in Echtzeit Reaktionen ermöglichen. Die Kommentarfunktionen, Emojis und Votingtools der Plattformen bieten unmittelbares Feedback und stärken die Zuschauerbindung. Events gewinnen so nicht nur Sichtbarkeit, sondern treten direkt mit ihren Zielgruppen in den Dialog. Das gilt auch über den Veranstaltungsort hinaus.

Livestream auf der ProLight + Sound
Technischer Aufwand und organisatorische Anforderungen
Auch wenn viele dieser Formate spontan wirken, ist die technische Umsetzung keineswegs trivial. Je professioneller das Setup, desto höher die Anforderungen an Personal, Equipment und Koordination. Vor allem bei Kooperationen mit Influencern ergeben sich neue organisatorische Fragestellungen.
- Plattformoptimiertes Streaming: Vertikale Videoformate für TikTok und Instagram, stabile Mobilverbindungen und spontane Licht- oder Tonanpassung sind notwendig
- Content-Integration: Influencer müssen in die Regieplanung eingebunden werden, um Übergänge und Inhalte sinnvoll zu synchronisieren
- Rechtemanagement: Klare Vereinbarungen zu Bildrechten, Markenkennzeichnung und Plattformnutzung sind unerlässlich
- Technisches Set-up: Neben stationären Kameras werden häufig mobile Gimbals, Mikrofone, Schnittstellen zu Streamingsoftware und Backup-Verbindungen benötigt
Events, die mit Influencern zusammenarbeiten, sollten deren spezifische Arbeitsweise kennen. Viele streamen mobil, flexibel und mit eigener Technik. Hier ist es sinnvoll, feste Streamingzonen oder WLAN-Netze mit ausreichend Bandbreite bereitzustellen. Gleichzeitig sollte die interne Technik wie Eventregie oder Tonabteilung den Überblick behalten, welche Inhalte wann live ausgespielt werden.
Vorteile für Events und Aussteller
Richtig geplant, eröffnen Influencer-gestützte Livestreams deutliche Vorteile. Besonders in der Reichweite und im Imageaufbau liegt großes Potenzial. B2B-Events können dadurch neue Zielgruppen ansprechen, etwa Berufseinsteigerinnen, technisch affine Communities oder internationale Märkte. Die Inhalte verbreiten sich oft organisch weiter, da die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht nur konsumieren, sondern interagieren und teilen.
Zudem wirken Influencer nahbar und glaubwürdig. Produkte oder Dienstleistungen, die in einem authentischen Streaming-Kontext gezeigt werden, erhalten eine andere Aufmerksamkeit als klassische Präsentationen. Gerade bei komplexen Themen wie Veranstaltungs- oder Audiotechnik können kreative Erklärformate Vertrauen schaffen und technische Details auf verständliche Weise transportieren.
Streaming wird zum Bestandteil der Eventstrategie
Die Zusammenarbeit mit Influencern im Livestreaming ist mehr als ein Trend. Sie verändert die Struktur von Eventkommunikation, den Einsatz technischer Ressourcen und die Erwartungen des Publikums. Für Veranstaltende, Technikdienstleister und ausstellende Unternehmen bedeutet das: Streaming gehört künftig zur strategischen Planung. Es ist ebenso wichtig wie Bühne, Licht oder Ton.
Wer die passenden Plattformen auswählt, den technischen Rahmen professionell plant und Influencer klug einbindet, kann nicht nur mehr Reichweite erzielen, sondern den Eventwert deutlich steigern. Dabei gilt wie immer: Relevanz, Qualität und Authentizität sind entscheidend. Denn auch in der schnelllebigen Streaming-Welt zählt am Ende, was nachhaltig beim Publikum ankommt.