Das Roskilde Festival 2024 bot die Bühne für eine außergewöhnliche Performance der Band Heilung, deren Aufführung durch die Zusammenarbeit mit Meyer Sound eine neue Dimension erhielt. Durch den Einsatz des Spatial-Sound-Tools Spacemap Go von Meyer Sound schuf die Band ein immersives Klangerlebnis, das die traditionelle Musik in eine fesselnde, räumliche Inszenierung verwandelte.
Musik, Klang und Technologie in Symbiose
Heilung, bekannt für ihre tiefe Verbindung zu prähistorischen Kulturen und rituellen Klängen, schuf in Zusammenarbeit mit den Meyer Sound-Ingenieuren eine Performance, die das Publikum nicht nur auditiv, sondern auch visuell und emotional in eine andere Welt transportierte.
Die Band aus Dänemark, Norwegen und Deutschland kombiniert traditionelle Instrumente und Rituale der Eisenzeit mit modernen Musiktechniken und ist für ihre einzigartigen Live-Auftritte bekannt. Ihr musikalisches Konzept beschreiben sie selbst als „Amplified History“, eine Mischung aus archaischen Klängen und moderner Technik, um das Publikum in längst vergangene Epochen zu entführen. Heilung verbindet Naturklänge, wie das Trommeln auf Tierfellen und das Klingen von Steinen, mit Gesangstechniken wie dem Kehlkopfgesang, um eine Atmosphäre zu schaffen, die sich wie ein schamanistisches Ritual anfühlt.
Bei ihrer Performance auf dem Roskilde Festival 2024 setzten sie auf eine erweiterte audiovisuelle Erfahrung. Hier kam Meyer Sound ins Spiel, um das immersive Erlebnis mit modernster Technik auf eine neue Ebene zu heben. Die Herausforderung bestand darin, die authentische rituelle Atmosphäre beizubehalten, während gleichzeitig die Möglichkeiten von Spatial Sound ausgelotet wurden.
Die Technik: Meyer Sound und Spacemap Go
Im Zentrum der bühnengewaltigen Performance stand das Spatial-Sound-Tool Spacemap Go von Meyer Sound. Dieses Werkzeug ermöglicht es, den Klang in einem Raum gezielt zu verteilen, sodass das Publikum den Eindruck hat, von allen Seiten von Klängen umgeben zu sein. Heilung arbeitete zwei Monate lang eng mit Arve Gotfredsen, einem Technical Support Specialist bei Meyer Sound, zusammen, um die Klanglandschaften für ihre Show zu entwickeln. Die Herausforderung bestand darin, eine möglichst immersive Erfahrung zu schaffen, ohne den Fokus auf die Musik und das Ritual zu verlieren.
Spacemap Go ermöglichte es der Band, ihre musikalischen Ideen in ein räumliches Klangdesign zu übersetzen. Ein kleineres Lautsprechersystem, das in einem Studio in Dänemark installiert wurde, diente zunächst als Testumgebung, um die Klangverteilung zu simulieren. Die Ideen, die dort entwickelt wurden, wurden später auf die große Arena Stage mit 17.000 Zuschauern übertragen.
Räumliches Sounddesign mit Spacemap Go
Meyer Sounds Spacemap Go ist ein Tool für das räumliche Sounddesign und das Mischen von Audio. Es gibt Toningenieuren, Künstlern und Designern die Möglichkeit, Klänge im Raum so zu steuern, dass ein vollständig immersives Erlebnis entsteht. Dank der leistungsstarken GALAXY-Prozessoren von Meyer Sound und einer intuitiven iPad-basierten Benutzeroberfläche können Anwender Klänge dynamisch durch den Raum bewegen und so fesselnde Klanglandschaften schaffen.
Wichtige Merkmale von Spacemap Go
- iPad-basierte Steuerung: Spacemap Go wird über eine iPad-App bedient, die es ermöglicht, Klangquellen einfach per Fingertipp zu bewegen. Die grafische Oberfläche zeigt Lautsprecheranordnungen sowie Klangpfade an, und durch einfache Gesten können diese in Echtzeit manipuliert werden. Dies macht das Tool äußerst benutzerfreundlich.
- Skalierbarkeit: Das System lässt sich leicht an verschiedene Anforderungen anpassen – von kleinen Räumen bis hin zu riesigen Arenen. Es unterstützt bis zu 32 Eingangs- und 256 Ausgangskanäle, was es für eine Vielzahl von Anwendungen geeignet macht, darunter Konzerte, Theateraufführungen und immersive Installationen.
- Echtzeit-Steuerung des Raumklangs: Mit Spacemap Go können Klangpfade in Echtzeit erstellt und abgespielt werden. Das bedeutet, dass Klangquellen dynamisch durch den Raum bewegt werden können, was ein tiefes Eintauchen in die Klangwelt ermöglicht. Dies kann manuell gesteuert oder im Voraus programmiert werden, je nach den Anforderungen der Show oder der Installation.
- Integration mit gängigen Softwarelösungen: Spacemap Go lässt sich nahtlos in DAWs (Digital Audio Workstations) wie Ableton Live, Pro Tools oder Logic Pro integrieren. Außerdem kann es mit Show-Control-Programmen wie QLab verwendet werden, was es besonders vielseitig für Live- und Studioumgebungen macht.
- Kreative Freiheit: Dank der benutzerfreundlichen Oberfläche können auch weniger erfahrene Nutzer komplexe räumliche Audioeffekte erstellen. Dies eröffnet ganz neue kreative Möglichkeiten, sei es bei Konzerten, in Theatern oder bei Kunstinstallationen. Sounddesigner können Klänge frei durch den Raum bewegen, sei es ein vorbeifliegender Hubschrauber oder eine windige Atmosphäre, die das Publikum umgibt.
Spacemap Go wurde bereits in verschiedenen kreativen Umgebungen erfolgreich eingesetzt. So nutzte der Klangkünstler Bill Fontana das Tool für eine Installation im Kunsthaus Graz, während der preisgekrönte Sounddesigner Leon Rothenberg es für eine Off-Broadway-Produktion einsetzte.
Die Arena Stage: Ein technisches Meisterwerk
Die Arena Stage des Roskilde Festivals ist ein imposanter Veranstaltungsort: 70 Meter breit und 50 Meter tief, mit Platz für Tausende von Zuschauern. Um den gesamten Raum mit dem immersiven Sound von Heilung zu füllen, setzte Meyer Sound auf eine Kombination aus 46 großformatigen PANTHER-Lautsprechern und 24 2100‑LFC-Tieftönern. Diese wurden durch weitere 36 LEOPARD-Lautsprecher und sechs 900‑LFC-Einheiten als Verzögerungssysteme unterstützt. Zusätzlich wurden ULTRA‑X40-Punktquellen-Lautsprecher in verschiedenen Bereichen installiert, um eine gleichmäßige Klangverteilung zu gewährleisten.
Alle Lautsprecher wurden durch den Galileo GALAXY-Prozessor gesteuert, der es den Tontechnikern ermöglichte, das Klangbild während der Show dynamisch zu verändern. Die besondere Herausforderung bestand darin, den Sound über die gesamte Bühne hinweg zu synchronisieren, ohne dass es zu Latenzproblemen kam.
„Wir konnten also zum Beispiel nicht den Schlagzeuger in einem Lautsprecher haben und den Sänger in einem anderen. Die Lösung, die wir fanden, waren Sounds, die einen an bestimmte Orte versetzen. Das können Naturgeräusche sein, oder wenn es sich um eine futuristische Passage handelt, können das Sci-Fi-Sounds oder Stadtgeräusche sein, was auch immer.“
Christopher Juul, Bandleader Heilung
Durch geschickte Platzierung der Klänge konnten diese gezielt bestimmte Positionen im Raum einnehmen. Dazu wurden die X40s mit einer Matrix aus dem Pult mit verschiedenen Reverbs und Soundeffekten „gefüttert“.
„Zusammen mit der Akustik des Zelts entsteht so das Gefühl, in einer Kathedrale oder etwas Ähnlichem zu sein und nicht in einem Zelt. Ich denke, der Galileo [GALAXY-Prozessor] ist das Herzstück von allem, was wir hier tun, denn es ist möglich, diese gute Matrix zu schaffen, und wir können sie immer noch von Zeit zu Zeit ändern.“
Finn Jansen, FOH Engineer Heilung
Immersiver Klang: Mehr als nur Effekte
Ein zentraler Aspekt der Heilung-Performance war die Entscheidung, den Klang mehr auf Atmosphäre als auf Spezialeffekte zu konzentrieren. Die Band wollte nicht, dass der immersive Sound zu einem bloßen technischen Gimmick verkommt. Vielmehr sollte die Klangumgebung die spirituelle und rituelle Natur ihrer Musik unterstreichen. Christopher Juul, der Bandleader, verglich diesen Ansatz mit der Einführung von 3D-Bildern im Kino: „Es ist manchmal witzig, wenn uns etwas ins Gesicht springt, aber für einen ganzen Film oder eine ganze Show wäre das zu viel. Wir wollten stattdessen in die Tiefe gehen.“
Dieser Ansatz half auch, technische Herausforderungen zu bewältigen, wie die Synchronisation von rhythmischen Klängen über große Entfernungen. Da die Arena Stage so groß war, hätten traditionelle Stereoaufbauten zu erheblichen Latenzproblemen führen können. Stattdessen nutzte Heilung die Technologie, um Klänge räumlich zu verteilen und so das Publikum an unterschiedliche Orte zu „versetzen“ – sei es in eine natürliche Umgebung oder in futuristische Klanglandschaften.
Meyer Sound und Roskilde: Ein fruchtbares Experiment
Für Meyer Sound war die Zusammenarbeit mit Heilung nur ein Teil eines größeren Projekts beim Roskilde Festival. Das Unternehmen setzte auch auf anderen Bühnen, wie der Gloria Stage, auf Spatial Sound, um immersive Klanglandschaften zu schaffen. Darüber hinaus ermöglichte ein speziell eingerichtetes Spatial Tent im Künstlerdorf den Besuchern, selbst mit der Technologie zu experimentieren. Hier konnten Ingenieure, Künstler und Produzenten neue kreative Ansätze für den Einsatz von räumlichem Klang in Live-Performances entwickeln.
Meyer Sound sieht in diesen Projekten eine Art Testlauf für zukünftige Festivals und Performances.
„Meine Hoffnung wäre es, nächstes Jahr wieder nach Roskilde zu kommen und zu sehen, wie die Samen, die wir dieses Jahr gepflanzt haben, zu neuen räumlichen Erfahrungen für das Publikum und neuen kreativen Möglichkeiten für die Künstler heranwachsen.“
Leonard Blanche, Technical Support Specialist bei Meyer Sound
Die Zukunft der immersiven Live-Performance
Die Zusammenarbeit zwischen Meyer Sound und Heilung auf dem Roskilde Festival 2024 markiert einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung von immersivem Klangdesign bei Live-Events. Durch den Einsatz von *Spacemap Go* und fortschrittlicher Lautsprechertechnologie gelang es, die Performance von Heilung in eine völlig neue Dimension zu heben. Das Publikum wurde nicht nur Zuschauer, sondern Teil eines rituellen Erlebnisses, das Klang, Raum und visuelle Elemente zu einer beeindruckenden Einheit verschmelzen ließ.
Diese Performance zeigt, dass die Zukunft der Live-Musik nicht nur in der reinen Klangverstärkung, sondern in der kreativen Nutzung von Raum und Technologie liegt. Künstler wie Heilung und Technologieunternehmen wie Meyer Sound weisen den Weg zu einer neuen Art von Konzert- und Festivalerlebnis, das weit über traditionelle Aufführungen hinausgeht. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich diese Technologie weiterentwickeln und die Live-Performance-Landschaft revolutionieren wird.
Titel-Bild: Uncle Allan
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8. bis 11. April 2025