Die Veranstaltungsbranche hat in den letzten beiden Jahren stark zurückstecken müssen und viele Fachkräfte mussten sich anderweitig umschauen. Im Interview spricht der VPLT, Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik, über die momentanen Lage auf dem Arbeitsmarkt.
1. Wie ist die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt in der Event-Branche?
Die letzten beiden Jahre waren in der Tat auch für die Veranstaltungsbranche sehr schwierig. Die Maßnahmen zu Eindämmung der Pandemie haben es der Branche schwer gemacht, wirtschaftlich tätig zu werden. Das schlägt sich auch auf den Arbeitsmarkt nieder. Viele Beschäftigte waren in Kurzarbeit oder haben die Branche gewechselt. Schon im Vergleich der Jahre von 2019 und 2020 können rückläufige Beschäftigtenzahlen für die Veranstaltungsbranche insgesamt gesehen werden.
2. Wie wirkt sich der Fachkräftemangel auf die Branche aus?
Die Problematik des Fachkräfteengpasses ist hier deutlich zu spüren. Der VPLT vertritt Hersteller, Dienstleistungsunternehmen für Medien- und Veranstaltungstechnik, Personaldienstleister und Selbstständige Einzelunternehmer. Der hohe Anteil Selbstständiger in der Branche macht eine genaue Einschätzung der momentanen Situation schwierig. Bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen sehen wir deutlich seit 2015 eine zunehmende Anzahl unbesetzter Stellen. Gleichzeitig jedoch ist ein Trend zu einer stärkeren Beschäftigung im sozialversicherungspflichtigen Bereich zu erkennen. Es scheint also so zu sein, dass Beschäftigte sich entweder innerhalb der Branche eine höhere soziale Absicherung suchen oder im Zweifel auch außerhalb der Branche.
3. Können Events, Touren wie geplant stattfinden?
Das Problem mit den Einschränkungen ist, dass in den letzten Jahren kaum etwas planbar war. Die Maßnahmen werden oftmals viel zu spät bekannt gegeben, als dass Events tatsächlich planbar wären. Momentan sieht die Situation in Bezug auf die Durchführung von Veranstaltungen wieder etwas positiver aus. Leider gibt es aber keine Garantien, dass sich das im Herbst nicht ändern könnte. Die Bundesregierung muss deshalb ein Sonderprogramm für die Veranstaltungswirtschaft jetzt schon vorbereiten. Die Verbände im Forum Veranstaltungswirtschaft haben Vorschläge erarbeitet, die gerade jetzt mit der Bundesregierung besprochen werden. Ein allgemeines Bekenntnis der Politik zur Zukunft der Veranstaltungswirtschaft wäre förderlich, aber die Planungssicherheit kann nur durch staatliche Förderung im Falle eines Falles gegeben sein.
4. In welchen Bereichen ist der Fachkräftemangel am größten?
Die Frage kann auf verschiedenen Wegen beantwortet werden. Wie gesagt, beschäftigen wir uns insbesondere mit der Medien- und Veranstaltungstechnik. – Und hier sehen wir einen großen Bedarf an Fachkräften. Es gibt deutlich zu wenig Nachwuchs, der den Anteil der schon älter Beschäftigten ausgleichen könnte. Besonders auch Fachkräfte im engeren Sinne (also solche, die eine mindestens 2-jährige Ausbildung abgeschlossen haben) sind hier relativ gering vertreten. Auch Frauen bilden hier ganz deutlich die Minderheit. Bei dem Ausbildungsberuf „Fachkraft für Veranstaltungstechnik“ verzeichnete die Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2021 einen Rückgang von 16,5 Prozent an Bewerbern im Vergleich zum Vorjahr. Aber auch auf den Bühnen, im Bereich des Messebaus sowie an Theatern fehlen schon jetzt Fachkräfte und werden auch in Zukunft noch vermehrt fehlen.
5. Kann man eventuell auch als Quereinsteiger in dieser Branche Fuß fassen?
Viele derzeit Beschäftigte sind tatsächlich Quereinsteiger. Die Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik selbst besteht auch erst seit 1998. Ein Quereinstieg ist nicht ausgeschlossen. An einem solchen wird in europäischen Projekten sogar gearbeitet, so dass Teilqualifikationen anerkannt werden können.
6. Benötigt man hierfür eine spezielle Umschulung?
Der Weg zum Berufsabschluss „Fachkraft für Veranstaltungstechnik“ führt zurzeit erstmal über die klassische duale Ausbildung oder durch das Bestehen einer „Externenprüfung“. Das vom DIHK unterstützte Projekt „Valikom“ nimmt die Fachkraft für Veranstaltungstechnik aufgrund von Gesprächen mit dem VPLT in ihr Portfolio gerade auf. Im Rahmen des Projekts wurde ein Verfahren entwickelt und erprobt, mit dem berufsrelevante Kompetenzen, die außerhalb des formalen Bildungssystems erworben wurden, bewertet und zertifiziert (validiert) werden können. Am Ende des Verfahrens wird durch eine Industrie- und Handelskammer ein Zertifikat ausgestellt, das bescheinigt, welche Tätigkeiten eines Berufes jemand kann.
7. Welche Voraussetzungen sollte man mindestens mitbringen?
Ein spezifisches technisches Interesse sowie Affinität zur Technik sollten Interessierte mitbringen sowie natürlich den Spaß an Veranstaltungen, Spaß an abwechslungsreichen Arbeitsalltagen und eine gewisse Flexibilität.
8. Wohin kann man sich als Auszubildender wenden, wenn man eine Ausbildungsstelle in der Veranstaltungsbranche beginnen möchte? Gibt es da spezielle Jobbörsen?
Der VPLT selbst bietet seine eigene Jobbörse an, den VPLT Jobmarket, der auch über die Website des VPLT erreichbar ist (VPLT.Jobmarket). Dort können Interessierte freie Ausbildungsstellen sowie Beschäftigte neue Jobangebote finden. Darüber hinaus bieten auch eventmanager.de und Hogapage ähnliche Übersichtsseiten an.
9. Kann man als Ausbilder Zuschüsse vom Staat für die Ausbildung von Lehrlingen beantragen?
Aktuell kann im Rahmen des Programmes „Ausbildungsplätze sichern“ von der Bundesagentur für Arbeit eine Förderung von den Ausbildungsbetrieben beantragt werden. Hierüber werden Betriebe gefördert, die entweder währen der Pandemie die Zahl der Ausbildungsplätze gleich halten oder erhöhen, oder die Kurzarbeit bei ihren Auszubildenden vermeiden, oder die Auszubildende aus einem anderen Betrieb übernehmen.
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