Wie misst man Sprachverständlichkeit? Kann man Sprachverständlichkeit überhaupt messen? Welche Faktoren spielen hier eine entscheidende Rolle? Und vor allem: Welche Indikatoren muss man beachten, wenn man einen aus akustischer Sicht schwierigen Raum beschallen will und dabei die bestmögliche Sprachverständlichkeit erreichen will? Der Diplom-Physiker Klaus-H. Lorenz-Kierakiewitz von der Peutz Consult GmbH nahm sich heute morgen in seinem Vortrag über „Grundlagen der Beschallung in widrigen Raumakustiken“ genau diesen Fragen an. Seine Ausgangsthese: Es ist keineswegs trivial, eine gute Beschallung in akustisch schwierigen Räumen zu erreichen.
Anhand der elementaren Grundlagen der Sprachverständlichkeit ging es dem Referenten nun darum aufzuzeigen, wie auch für ungünstige Räume Beschallungsanlagen für hohe Sprachverständlichkeit entworfen werden können. Also was sind die Faktoren, die Einfluss auf die Verständlichkeit innerhalb eines Raumes haben? Zu nennen sind hier der Direktschall, die Nachhallzeit sowie der Nachhallpegel und ganz wichtig: das Verhältnis von Direktschall und Nachhallpegel. Aus beschallungstechnischer Sicht extrem problembehaftete Räume sind Flughäfen, Bahnhöfe, Fabrikhallen, Kirchen und Museen sowie Stadien und insbesondere Tunnel. Diese Räume sind i.d.R. durch viel zu lange Nachhallzeiten, große Distanzen und einem sehr hohen Störgeräuschpegel gekennzeichnet, was sich eben negativ auf die Verständlichkeit auswirkt. Klaus-H. Lorenz-Kierakiewitz verdeutlichte dies an mehreren Beispielen. Gerade die baulichen Besonderheiten von Tunneln und daraus resultierenden akustischen Schwierigkeiten zeigte er anschaulich am Beispiel eines Versuches auf, bei dem die Nachhallzeit mittels einer Pump Gun gemessen wurde. Das Ergebnis: 25 Sekunden Nachhallzeit und damit um ein Zehnfaches zu lang. Mit einem weiteren Beispiel, diesmal aus dem Bereich der Kirchenarchitektur, verdeutlichte er zudem, wie auch kultursoziologische Faktoren Einfluss auf die Entwicklung der Beschallung haben können. Kirchen gotischer Baukunst hatten primär ein – wie er es nannte – „erhebendes Gefühl“ bei den Kirchgängern hervorzurufen. Die Verständlichkeit war zweitrangig – was zu der damaligen Zeit kein Problem war, da das Volk ohnehin die in Latein gesprochenen Predigten nicht verstand. Ein Wandel brachte die Reformation, die eben auch ein Umdenken in der Kirchenarchitektur zur Folge hatte. Mit dem Ergebnis: Die Verständlichkeit steht im Vordergrund und dementsprechend wurden und werden Kirchen idealerweise gebaut. Beenden wir an dieser Stelle den kurzen Ausflug in die Historie. Was heute hinsichtlich der Beschallung Aufgabe unabhängiger Berater sein muss, ist, innovative Konzepte zu entwickeln, die von der herkömmlichen „viele-ungerichte-Quellen“-Beschallung weggehen und zielgerichteter die Stellen im Raum beschallen, die notwendig sind. Fazit von Klaus-H. Lorenz-Kierakiewitz ist letztlich, dass man, wenn man die unterschiedlichen Indikatoren der Beschallung beachtet, auch in akustisch schwierigen Räumen die bestmögliche Verständlichkeit erzielen kann.