Im Sommer 2024 verabschiedete sich Peter Maffay, eine der prägenden Figuren der deutschen Rockmusik, von der Bühne. Nach mehr als 50 Jahren Musikkarriere und einer Vielzahl an Hits war die „We Love Rock’n’Roll – Farewell“-Tour nicht nur ein emotionaler Abschied, sondern auch ein technisches Spektakel. Für eine Tournee dieser Größenordnung war es entscheidend, modernste Technik zu integrieren, um Maffays Abschied unvergesslich zu machen. Wir werfen einen genauen Blick auf die eingesetzte Veranstaltungstechnik und die Herausforderungen, die das Team um Lichtdesigner Günter Jäckle und Produktionsleiter Bernie Haefner meistern musste.
Bühnenbild und Design: Die visuelle Identität der Tour
Das Bühnenbild, das gemeinsam von Lichtdesigner Günter Jäckle, Produktionsleiter Bernie Haefner und Bühnenbildnerin Fritze Krauch entwickelt wurde, setzte auf klare, symbolische Formen. Besonders markant war das in die Bühne integrierte „M“, das sowohl durch die Riser der Musiker als auch durch ein videobestücktes Setbau-Element in Szene gesetzt wurde. Dieses Element verlieh der Bühne eine markante visuelle Identität und war das zentrale Stilelement in einer ansonsten stark videodominierten Show.
Mit rund 600 Quadratmetern Videofläche war die Tour stark auf Videocontent ausgelegt, der das Bühnengeschehen dominierte. Diese großflächige Integration von Videotechnik brachte spezifische Anforderungen an die Beleuchtung mit sich, die nicht nur für das Publikum, sondern auch für Live-Kamerabilder optimiert sein musste. Dies stellte das Lichtdesign-Team vor besondere Herausforderungen, die mit dem Einsatz modernster Technik gelöst wurden.
Fokus auf Flexibilität und Helligkeit
Für die Beleuchtung der Tour setzte Günter Jäckle auf bewährte und moderne Geräte der Firma GLP. Im Zentrum standen dabei 80 impression X5 Wash und 20 impression X5 IP Bars, die über die gesamte Bühne verteilt waren. Die Washlights wurden an vier Traversen im Bühnendach sowie an den vorderen Truss-Frames platziert. Die wetterfesten IP Bars kamen speziell auf dem Boden zum Einsatz, um die M-Form der Bühne für die Zuschauer auf den Stadionrängen nachzubilden.
Ein Hauptkriterium für den Einsatz der X5 Serie war die enorme Helligkeit der Geräte.
Aber ein LED-Washlight hat auch als physisches Objekt im Raum eine eigene Charakteristik, die ich nutzen wollte. So sind die Geräte auch Stilelement im Bühnendach. Tatsächlich nutzte ich sie weniger zum Ausleuchten der Bühne, sondern eher wie ins Publikum gerichtete Blinder, mit denen ich mindestens die ersten 50 Meter des Zuschauerbereichs mühelos in Farbe tauchen konnte. Und dafür waren die impression X5 mit ihrer hohen Leistung und den satten Farben hervorragend geeignet.
Lichtdesigner Günter Jäckle
Auch die impression X5 IP Bars überzeugten durch ihre Helligkeit und Vielseitigkeit. Besonders beeindruckend war, dass Jäckle bei der Tournee komplett auf Nebel verzichtete, was eine zusätzliche Herausforderung für die Lichttechnik darstellte. Dennoch erzeugten die IP Bars auch ohne Nebel sichtbare Beams und dienten eher zur atmosphärischen Gestaltung als zum reinen Effektlicht.
Die enge Zusammenarbeit mit GLP spielte eine zentrale Rolle in der Vorbereitung der Tour. Jäckle und sein Lichtchef Oliver Horn erhielten von GLP intensive Unterstützung, um sich mit den Geräten der X5 Serie vertraut zu machen. Für die Tournee wurden spezielle Anpassungen an den Lampen vorgenommen, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden. Jäckle betonte die Professionalität und das Engagement des GLP-Teams, das maßgeschneiderte Lösungen für die Tour entwickelte und so dazu beitrug, dass die Shows reibungslos verliefen.
Tageslicht und Wetterkapriolen: Zuverlässige Beleuchtung unter schwierigen Bedingungen
Ein besonderer Aspekt der Tour war, dass viele der Konzerte im Sommer und somit unter Tageslichtbedingungen stattfanden. Das bedeutet, dass die ersten Stunden der Shows im Tageslicht oder bei Resttageslicht gespielt wurden. Dies stellte das Beleuchtungsteam vor die Herausforderung, trotz des natürlichen Lichts eine optimale Lichtqualität für die Live-Kameras zu gewährleisten. Für Jäckle war es daher entscheidend, nicht nur eine Lichtshow zu gestalten, sondern auch das sogenannte „Fernsehlicht“ perfekt abzustimmen, um eine hohe Bildqualität auf den Videowänden sicherzustellen.
Zudem spielt bei Open-Air-Tourneen das Wetter immer eine entscheidende Rolle. Regen, Wind und wechselhafte Bedingungen können die Technik stark beanspruchen. Doch die eingesetzten Geräte, insbesondere die wetterfesten impression X5 IP Bars, erfüllten die hohen Erwartungen von Jäckle und seinem Team. Trotz der Wetterkapriolen gab es keinen einzigen technischen Ausfall während der Tournee, was die Zuverlässigkeit der verwendeten Technik eindrucksvoll unter Beweis stellte.
FOLLOW-ME 3D SIX: Innovatives Tracking für eine dynamische Show
Ein weiteres Highlight der technischen Ausstattung war das FOLLOW-ME 3D SIX System, das bei dieser Tour zum ersten Mal von Günter Jäckle eingesetzt wurde. Dieses hochflexible Trackingsystem erlaubte es, Peter Maffay, Gastkünstler und andere Musiker auf der Bühne präzise zu verfolgen, ohne dabei auf traditionelle Followspots zurückzugreifen. Ein wichtiger Vorteil dieses Systems ist, dass es mit Movinglights im Rigg operiert, was eine dynamischere und flexiblere Beleuchtung ermöglicht.
Das FOLLOW-ME 3D SIX System wurde mit einer Lizenz und einem Backup-Server betrieben und konnte bis zu zehn Movinglights gleichzeitig steuern. Sechs dieser Scheinwerfer kamen von vorne, vier von hinten. Zwei Operatoren waren dafür zuständig, einen für Maffay und einen für die Gastkünstler und Solos. Die Kommunikation zwischen dem FOLLOW-ME System und dem Lichtpult erfolgte über das sACN-Protokoll, und die Netzwerkintegration wurde mittels ELC-Nodes umgesetzt.
Zur Verfügung gestellt wurde das Follow-me-System von Christian „Rocketchris“ Glatthor.
Technische Partner – Eine starke Zusammenarbeit
Die technische Umsetzung der Abschiedstournee von Peter Maffay wäre ohne die enge Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern nicht möglich gewesen. PRG Deutschland lieferte die Lichtanlage, während satis&fy für die Beschallung verantwortlich war. Das Videogewerk wurde von der epicto GmbH betreut, die sicherstellte, dass die umfangreichen Videoinhalte auf den großflächigen Leinwänden perfekt in Szene gesetzt wurden.
Eine technische Meisterleistung zum Abschied
Peter Maffays Abschiedstournee war nicht nur ein musikalisches Highlight, sondern auch eine technische Meisterleistung. Die Kombination aus modernster Licht- und Videotechnik, das innovative FOLLOW-ME Trackingsystem und die enge Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern sorgten dafür, dass die Tour visuell und technisch ein unvergessliches Erlebnis wurde. Besonders beeindruckend war, wie das Team um Günter Jäckle die Herausforderungen einer Open-Air-Tournee im Sommer meisterte und trotz unterschiedlicher Herausforderungen eine perfekte Show lieferte.
Mit der „We Love Rock’n’Roll – Farewell“-Tour setzte Peter Maffay nicht nur musikalisch, sondern auch technisch ein Ausrufezeichen – ein würdiger Abschluss einer über 50 Jahre langen Karriere.
Titel-Bild: Ralph Larmann