Die letzten Monate waren für die Mitarbeiter der Bayerischen Staatsoper in München noch arbeitsintensiver als das normalerweise der Fall ist. Hier hieß es Requisiten verstauen, Lichtinstallationen bruchsicher verpacken und Kulissen so umwickeln, dass sie auch bei grober Handhabung keinen Schaden nehmen. Denn für die Spielsaison 2017/18 gehen gleich zwei Opernproduktionen auf eine lange Reise nach Asien. Dabei wurden von den Bühnentechnikern sehr viel logistisches und organisatorisches Geschick gefordert, damit alle großen und kleinen Teile der Kulisse den Transport nach Japan unbeschadet überstehen.
“Gabelstapler, Manpower, Erfahrung und ein gutes Team, mehr braucht es nicht”
Nicht zuletzt dem Geschick von Florian Kunz, Leiter für Logistik und Transport, ist es zu verdanken, dass das Vorhaben realisiert werden konnte. Bereits ein Jahr im Voraus mussten die ersten Schritte für die Asientour der zwei Opern “Die Zauberflöte” und “Tannhäuser” eingeleitet werden.
Als erstes galt es, Containerschiffe zu reservieren und Logistikunternehmen in Japan von einer Kooperation zu überzeugen. Wichtig war zudem, dass die Bayerische Staatsoper über eine ausgeklügelte Liefertechnik verfügt. So gibt es Hubpodien und Schiebegassen, die große Bühnenwagen automatisch verschieben. Auch die Anordnung im Gebäude ermöglicht kurze und schnelle Transportwege im Haus. Hilfreich ist auch der nahtlose Übergang von Bühnenbereich zur schlauchförmigen Lagerhalle, in der sich der Boden teilweise dank einer hydraulischen Hebebühne absenken lässt. Nur ein Stockwerk unterhalb dieses Bereiches führt ein Tor direkt zur nächstliegenden Straße. LKWs können auf diese Weise zentimetergenau an eine Metallschleuse heranfahren und sich anschließend mit der Hebebühne aus der oberen Bühne verbinden. Lange Tragewege werden damit einfach vermieden.
Gabelstapler, Manpower, Erfahrung und ein gutes Team, mehr braucht es nicht, um die Kulissenteile und Requisiten in die Container einzulagern.
Florian Kunz, Leiter für Logistik und Transport Staatsoper Bayern
Das eingespielte Team der Staatsoper verlädt die Requisiten unter anderem in 40 Fuß High-Cubes mit einem Fassungsvermögen von 76,4 Kubikmetern. Das ist besonders wichtig für die großen Elemente des Bühnenbildes, die zum Teil zusammenhängend auf Reisen gehen. So können in den Aufführungsstätten in NKH Hall und Bunka Haiden Aufbauzeiten gespart werden. Aber auch eigens für den Transport zusammengebaute Kisten kommen zum Einsatz, um Requisiten mit Sondermaßen passgenau zu verstauen. Spanngurte fixieren die Kulissen und sind mit Ösen in den Metallwänden des Containers fest verbunden. Die empfindlichen Seidenvorhänge wurden mit Drypacks verstaut, damit die Stoffe auf der langen Seereise nicht anfangen zu schimmeln. Sensible Technik wie der Beamer mussten hingegen nach Asien via Flugzeug transportiert werden.
Nicht zu unterschätzen – der Zoll
Besonders schwierig war auch die Planung mit dem Zoll. Da Japan kein Mitglied in der EU ist, erforderten die vorherrschenden Zollbedingungen jede Menge Organisation im Vorfeld. Um den Transport zu ermöglichen, wurden mehrere Ausfuhrbescheinigungen ausgestellt. Diese befugen die Staatsoper dazu, die Güter zollfrei ein- und wieder auszuführen. Trotzdem muss das gesamte Equipment bei beiden Grenzüberschreitungen von Zollbeamten kostenpflichtig überprüft werden. Als Schutz vor Schmugglern wurden übrigens alle Container mit numerierten Plomben verschlossen.
Insgesamt 19 Lastwagen waren notwendig, um alle Kulissen von München nach Hamburg zum Containerschiff zu transportieren. Im Anschluss dauerte dieser Mammuttransport anschließend acht Wochen auf dem Seeweg. Dieser Aufwand erfordert vor allem Organisationstalent, ein eingespieltes Team und handwerkliches Geschick. Schließlich sollen alle Einzelteile sowohl heil am einen Veranstaltungsort als auch wieder in der Heimat ankommen.
Die Reise der Bühne, des Ensembels und des Bayerischen Staatsorchesters kann über die Social Media Kanäle der Bayerischen Staatsoper verfolgt werden.